Eine Kinderoper für Erwachsene
Der italienische Komponist Ottorino Respighi vertont das Märchen von Charles Perrault: ein farbenfrohes Ergebnis.
Für Komponisten ist die Versuchung hin und wieder stark, in den Kosmos der Kindheit einzutauchen, um kühne ästhetische Botschaften zu vermitteln. Das trifft ganz besonders auf Ottorino Respighi zu, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Bologna lebte und den man im Allgemeinen mit seinen großen sinfonischen Fresken in Verbindung bringt. Mit dieser Kinderoper, die er für ein Marionettentheater schuf, liefert er ein aus kleinen Tupfern bestehendes bunt schillerndes Werk, das andere musikalische Quellen erkennen lässt.
Die Geschichte ist wohlbekannt, aber das Libretto, das sich mit der Wiederkehr des Frühlings auf den Zyklus der Zeit stützt, lässt uns – Klein und Groß – nach dem Zyklus des Lebens selbst fragen. Der bewusste Kontrast, der zwischen der sehr leicht zugänglichen Erzählung und der Komplexität der Partitur festzustellen ist, irritiert dabei umso mehr.
Die Inszenierung von Valentina Carrasco zollt den kühnen ästhetischen Entscheidungen Tribut: Das Bühnenbild und die Kostüme knüpfen in all ihrer Farbenpracht an den Geist des ursprünglichen Märchens, aber auch an den Zauber des Marionettentheaters an. In Erwartung eines zwangsläufig glücklichen Ausgangs taucht man also voll und ganz in diesen (nicht immer wachen) Tagtraum ein, so als wäre die kindliche Vorstellungswelt an die der Erwachsenen angepasst worden. (E.A.)