Wenn aus einem kleinen Shitstorm tödlicher Ernst wird
Christoph Mehler widmet sich im Saarländischen Staatstheater einem brisanten und brandaktuellen Thema. Was passiert, wenn irrationale Angst und Unwissen zu hassender, aggressiver Selbstermächtigung werden? Wenn sich der Staatsbürger selbst zum Richter ernennt und Schafotte aufbaut, wie kann da der Rechtsstaat eingreifen? Ein Stück, das uns die Kehle zuschnürt.
Im Zweifel für den Angeklagten. Dieser Grundsatz ist eine der größten Errungenschaften aufgeklärter Gesellschaften. Und eben deshalb schwebt dieser Satz immer in Lebensgefahr, wenn Populisten und ideologische Eiferer mit den Ängsten der Menschen spielen. Arthur Miller machte mit seinem Stück Hexenjagd in den 1950er-Jahren eindrucksvoll darauf aufmerksam.
Als US-Senator McCarthy in der Ära des Kalten Krieges Jagd auf Kommunisten in den USA machte, erinnerte der Schriftsteller an eine Welle von Hinrichtungen des Jahres – in Salem, Massachusetts 1692. Damals wurden Menschen zum Tode verurteilt, die mit dem Teufel im Bunde gestanden haben sollen.
In Arthur Millers Schauspiel rächt sich ein Mädchen an einem Bauern, mit dem sie ihr erstes Verhältnis hatte. Der beleidigte Teenager und seine Freundinnen lügen sich in einen Racherausch und aus einem kleinen Shitstorm wird tödlicher Ernst für zahlreiche Unschuldige.
Die Ereignisse von 1692 weisen hochaktuelle Parallelen zu unserer Zeit auf. Irrationale Ängste und Vorurteile entladen sich in offenem Fremdenhass und Selbstjustiz. Psychologen messen derzeit mit Sorge die ansteigende Wut in der Welt. Und ganz egal, ob sie auf politischem, ökonomischem oder religiösem Fanatismus beruht: Wenn der Rechtsstaat diese Opfer nicht mehr zu schützen weiß, sind wir wieder mitten im 17. Jahrhundert.
Zum Regisseur
Christoph Mehler leitete die Spielstätte Box und Bar am Deutschen Theater Berlin und war von 2011 bis 2014 Hausregisseur am Schauspiel Frankfurt. Mittlerweile entstanden Regiearbeiten unter anderem am Staatstheater Nürnberg, Deutschen Nationaltheater Weimar, Deutschen Theater Göttingen, Theater Augsburg, Schauspielhaus Wien, Theater Dortmund, Theater Ingolstadt und an den Staatstheatern Braunschweig, Mainz, Darmstadt und Saarbrücken. Hier inszenierte er zuletzt Dantons Tod.
BESETZUNG
Inszenierung Christoph Mehler
Bühnenbild und Kostüme Jennifer Hörr
Musik David Rimsky-Korsakow
Licht Christian Zimmermann
Dramaturgie Horst Busch
Reverend Samuel Parris Gregor Trakis
Tituba Laura Trapp
Abigail Wiliams Barbara Krzoska
Ann Putnam Christiane Motter
Mary Warren Anne Rieckhof
John Proctor Ali Berber
Elisabeth Proctor Verena Bukal
Richter Danforth Thorsten Köhler
Chor: ensemble 4
PRAKTISCHE INFORMATIONEN
- Schauspiel Arthur Miller I Deutsch von Hannelene Limpach und Dietrich Hilsdorf, Mitarbeit: Alexander F. Hoffmann
- Premiere 2019 / 2020
- Einführung 30 Min. vor Beginn
- Nachgespräch am 27. September 2019
- Weitere Informationen auf der Webseite des Saarländischen Staatstheaters: www.staatstheater.saarland.de
Fotos: Kaufhold