In der Tanzszene in Karlsruhe gibt es noch einiges zu tun. Mit Bewegungen und gesprochenen Worten hat das die Initiative Tanz Karlsruhe am Sonntag, 14. November, bei ihrer ersten Live-Veranstaltung vor Publikum dargestellt.
Pressemitteilung
Zu „Dance & Dialogues“, im Rahmen des Festival Tanz Karlsruhe 2021 des Kulturzentrum Tempel, trafen sich rund 30 Personen in der Raumszene – Büro für Innenarchitektur. In einem lebendigen Austausch zwischen Tanzschaffenden und Zuschauern kamen Herausforderungen und Chancen der Branche zur Sprache. Besonderes ein Thema beschäftigte die Anwesenden: „Die Räume für Tanz fehlen“, betont Yoreme Waltz, Initiatorin der Initiative – einem Netzwerk aus Tanzschaffenden, Institutionen und Kompanien der Freien Szene.
Neben einer moderierten Gesprächsrunde, angeleitet von Birgit Reich, zeigten Mitglieder der Initiative Kurzstücke und Improvisationen. Den Auftakt machte das Konnektiv Takt.los mit einer on site Performance von Katrin Panitz, Pia Tigges und Claudia Teichmann. Die drei Frauen beschäftigten sich unter anderem mit der Frage danach, wie viel Präsenz Tanzschaffende in den sozialen Medien brauchen.
Im Anschluss zeigte Charlotte Bell in einem Solo ihre Beziehung zu Tanz auf. Sie ließ die Zuschauer an ihrer Freude am Bewegen teilhaben. Auch Alessandra Morales Molinari spiegelte in einer Solo-Performance, welche innere Ruhe ihr das Tanzen seit Kindestages verleiht. „Tanz ist seither eine Möglichkeit, meine Energie zu kanalisieren“, erzählt sie später im Gespräch. Marion Müller-Hoffmann, Inhaberin der Tanzschule move-on, bestätigt die Rolle von Bewegung für Kinder schon in frühen Jahren. Jedoch werde immer schwerer, Nachwuchs zu gewinnen. Tanz werde an Schulen nicht unterrichtet, gleichzeitig fehle vielen Kindern die Bewegung. Ein Widerspruch.
Dass es für die Anwesenden gar nicht immer so leicht war, zum Tanz zu finden und auch bei ihm zu bleiben, wird in der Fragerunde deutlich. „Ich habe erst sehr spät als Erwachsener Tanz für mich entdeckt. Denn es gab keinen Kontaktpunkt dazu in meinem Leben“, kritisiert Dominik Hoess. Oftmals fehle es an Zugangswegen zu Tanz als Kunstform oder sportliche Aktivität. Besonders Jungen und Männer müsse man stärker ermutigen, sich an diesen Bereich heranzuwagen.
Dominik Hoess nahm gemeinsam mit Sarah Kiesecker das Publikum mit auf eine Art Entstehungsreise von Choreografie. In ihrem Duett verknüpften sie als Kiesecker I Hoess das vorhandene Bewegungsrepertoire mit Improvisation und verdeutlichten so die eigenen Arbeitsprozesse. Ein Ausschnitt aus ihrem jüngst uraufgeführten Stück „no pink elephants“ schloss den Nachmittag, getanzt von Christine Floc, Alessandra Wein und Janina Keller.
Der offene Austausch verdeutlichte, der Tanzszene in Karlsruhe mangelt es an grundlegenden Arbeitsbedingungen. „Es wäre so viel möglich“, betont Waltz. Doch neben Räume fehle es auch an Geld. Förderungen seien nur schwer zu bekommen. Die Politik stärke die Freie Szene vor Ort nicht ausreichend. „Wir haben in Karlsruhe viel zu tun. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen, was den Tanz betrifft.“
Weitere Informationen zur Initiative Tanz Karlsruhe finden Sie unter www.initiative-tanz.de. Das Netzwerk gründete sich 2020 zum Austausch zwischen Tanzschaffenden, Institutionen und Kompanien der Freien Szene. Gemeinsam wollen die Mitglieder der Initiative den Tanz in Karlsruhe stärken und voranbringen.
Foto: Lena Rollwage