Interview mit Intendant Peter Carp zu „Marnie“, einem Opern-Thriller im Theater Freiburg in Zusammenarbeit mit André de Ridder.
Was sind die größten Herausforderungen in der Partitur von Nico Muhly?
Ich kann das natürlich nur von Seiten der Regie beurteilen. Für mich und den Bühnenbildner stellte sich die Aufgabe, viele schnelle Ortswechsel, die durchkomponiert sind, auf der Bühne glaubhaft möglich zu machen.
Wer ist für Sie Marnie, die Figur in Nico Muhlys Oper, die auf dem Roman von Winston Graham basiert? Ist sie dieselbe wie in dem berühmten Film von Alfred Hitchcock?
Einerseits ist sie natürlich dieselbe, aber andererseits hat Winston Graham in seinem Roman der Figur Marnie mehr Freiheitsdrang, Eigenwilligkeit und Selbstbestimmung gegeben. Bei Hitchcock ist sie mehr ein von Traumata und Neurosen gesteuertes Wesen. Diese Traumata gibt es in der Oper und im Roman natürlich auch, aber es gibt auch etwas grundsätzlich Rebellisches in Marnie.
Welche Rolle spielen die vier „Shadow Marnies“, die der Komponist in die Partitur aufgenommen hat? Wie haben Sie diese „Schatten“ behandelt?
Die Shadow-Marnies sind Anteile von ihr selbst und mögliche Entwürfe von ihr selbst. Marnie erfindet ja ihre Biographie und ihre Identität immer wieder neu, und so sind die Shadows mögliche Marnies, und sie tauchen immer auf, wenn Marnie in einer krisenhaften Selbstreflektion ist.
Wie haben Sie das Video in Ihrer Inszenierung eingesetzt?
Sehr wenig. Es gibt einen heimlich beobachteten Fuchs oder eine Füchsin, die auf die spätere Fuchsjagd im zweiten Akt verweist.
In welcher Welt haben Sie die Handlung angesiedelt? Man hat das Gefühl, dass Sie die Filmästhetik von Hitchcock mit malerischen Einflüssen, die an Hopper erinnern, gekreuzt haben…
Wir haben uns an der Atmosphäre des Romans orientiert, das heißt, England Ende der 50er Jahre – Büros, Country Club, Fuchsjagd – und im Gegensatz dazu die ärmliche, beengte Welt von Marnies Mutter.
Wie würden Sie die Musik von Nico Muhly jemandem beschreiben, der noch nie seine Musik gehört hat?
Es ist zeitgenössische Musik, aber man muss kein Musikexperte sein, um sie zu hören und um sich von ihr angesprochen zu fühlen. Sie zitiert viele Gattungen. Es gibt narrative Elemente, und sie ist sehr atmosphärisch emotional.
MARNIE
Nächste Vorstellungen: 15.03., 06.04., 23.04., 05.05., 20.05., 31.05.
Libretto in englischer Sprache, englische und deutsche Übertitel
Theater Freiburg