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Thomas Mann erzählt von großem Stumpfsinn und großer Gereiztheit, Ordnung und Freiheit, Krieg und Frieden, Moral und Zerstörung, von Ski und Après-Ski, Liebe und Tod. Inmitten einer Pandemie.

 

Florian Hirsch hat aus Der Zauberberg eine Lesart für unsere Gegenwart destilliert. Regisseur Frank Hoffmann stehen einige jener besonderen Schauspieler*innen zur Verfügung, die es braucht, um große Literatur auf der Bühne hautnah erlebbar zu machen.

 

Ein einfacher junger Mann mit genug Geld reist für drei Wochen aus seiner Heimatstadt Hamburg ins Schweizer Hochgebirge, nach Davos, um seinen lungenkranken Cousin zu besuchen. Aus drei Wochen werden viele Jahre, in denen der angehende Ingenieur, der sich eigentlich am wohlsten fühlt, wenn er gar nichts tut und die fiebrige, horizontale Lebensweise im Sanatorium Berghof schon bald als die für ihn, Hans Castorp, einzig passende erkennt, allmählich der Welt und der Zeit verloren geht.

Zugleich erklimmt Castorp neue Höhen, philosophiert zwischen Liegekur, Röntgen und Speisesaal mit dem italienischen Literaten Settembrini, der die „Soziologie der Leiden” auf diesem unheimlichen Zauberberg luzide protokolliert. Im Karneval sagt der „petit bourgeois avec un peu de fièvre” der Russin Clawdia Chauchat Worte, die für ihn nur auf Französisch nicht unaussprechlich sind. Doch die Zeit zeitigt immer dann Veränderungen, wenn es gerade mal flüchtig so scheint, dass man sie eigentlich anhalten sollte. Die Zeit. Weil man glücklich ist.

Wie die Flimmerbilder im Bioskop-Theater von Davos leben die Berghof-Bewohner schattenhaft, illusorisch, infiziert und isoliert vom Rest der Welt, vom „Flachland”, vor sich hin. Und während die neuartige Lungenkrankheit noch immer nicht ausreichend erforscht ist, Pässe und Grenzen gesperrt werden und die Viren zunehmend die Welt regieren, verändert die „berühmte Luft” Castorps Denken.

Ursprünglich als kleines, „humoristisches Gegenstück“ zur Cholera-Novelle Der Tod in Venedig konzipiert, entwirft Der Zauberberg ein monumentales, flirrendes, europäisches Alpenpanorama — und zugleich ein berückendes Innenportrait des modernen Menschen, den auch die Maske nicht vor der Wahrheit, der Unvernunft und der Erkenntnis des Todes schützen kann.


BESETZUNG

Regie Frank Hoffmann
Bühne Christoph Rasche
Kostüme Jasna Bosnjak

Musik René Nuss
Licht Daniel und Zeljko Sestak
Dramaturgie Florian Hirsch
Maske Jasmin Schmit
Regieassistenz Mahlia Theismann

Mit Marc Baum, Ulrich Gebauer, Wolfram Koch, Marco Lorenzini, Jacqueline Macaulay, Maik Solbach


PRAKTISCHE INFORMATIONEN

  • Eine Produktion: Théâtre National du Luxembourg
  • Weitere Informationen auf der Website des Théâtre National du Luxembourg: www.tnl.lu

 

Foto: Bohumil Kostohryz


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