Eine zarte Tränenoper
Diese hinreißende Produktion geht bis auf das Skelett einer der berühmtesten, weiblichen Opernfiguren: Violetta Valéry. Ein Traum für jede Opernseele.
Ein Geständnis: Sie ist eine unsere Lieblingsopern: La Traviata. Eine Geschichte, deren schmerzhafte Leidenschaft alle Holzbretter einer Bühne zum Einbrechen bringt. Die kranken, einsamen, zarten Füße der Violetta tragen so viel Missverständnis und Aufopferung, das jedes Zuschauerherz in Tränen ausbricht. Man möchte sie in den Arm nehmen, ihr die Last abnehmen; man wünscht ihr aufrichtig einen sinnlichen, letzten Kuss. Wie viel kann ein Mensch ertragen? Dieser Frage geht Benedikt von Peter in seiner meisterhaften, einzigartigen Inszenierung dieses Werkes nach. Auf der Vorderbühne bietet Nicole Chevalier als Violetta der Liebe, ihren Regeln, den gesellschaftlichen Blicken und den ihr auferlegten Zwängen die Stirn – bis sie den Blick senkt. Es zerreißt sie innerlich, der schmerzliche Gedanke, ihrer Liebe, Alfredo, den Rücken zu kehren und dabei im Körper einer totkranken Frau zu stecken. Allein ihre so an Gefühlen profunden Arien lassen ahnen, wieviel Wagemut und Stolz in diesem Menschen stecken. Violetta allein steht hier im Mittelpunkt und malt ihre gebrochene Welt auf eine zerbrochene Leinwand. Begleitet wird sie von einem Orchester und den anderen Figuren, die sich versteckt, hinter ihr befinden. Ohne sich zu sehen, strecken sie ihr die Hand aus, begleiten sie bis hin zum dramatischen Ende, währenddessen ihr Gedanke an Hoffnung von der Musik getragen wird. Es ist ein Meisterwerk, eingebettet in eine so persönliche Präsentation, dass sie uns den Atem nimmt. (J.L.)
Mit
Clemens Heil, musikalische Leitung
Benedikt von Peter, Inszenierung
Nicole Chevalier, Violetta Valéry
Hyojong Kim (13.09. / 26.09.), Alfredo Germont
Diego Silva (27.10. / 15.12. / 21.10. / 05.02.), Alfredo Germont
Jason Cox, Giorgio Germont
Karin Torbjörnsdóttir, Flora Bervoix
Sarah Alexandra Hudarew, Annina
Robert Maszl, Gastone
Marco Bappert, Baron Douphol
Bernt Ola Volungholen, Marchese d’Obigny
Vuyani Mlinde, Dottore Grenvile
Chor und Extrachor des Luzerner Theater
Luzerner Sinfonieorchester
Foto © Ingo Hoehn