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Schattenseiten der Liebe

Choreograf Stephan Thoss befreit das Thema von aller Romantik und zeigt mit seinem abstrakten Ballett die dunklen Seiten der Liebe.

Eine Handlung, der man folgen könnte, gibt es nicht. Auch die Musik gibt keinen roten Faden vor, sondern reicht von Johann Sebastian Bach über Ezio Bosso bis hin zu Thomas Larcher. Einzig das Thema verbindet diese ebenso anspruchsvolle wie sehenswerte Choreografie von Stephan Thoss: die Liebe. Thoss (von dem wir bereits vergangene Saison Blaubarts Geheimnis im Theater Basel gesehen haben) bricht alle Erwartungen. Er konzentriert sich auf die Schattenseiten: die Entfremdung, die Angst vor Nähe und Distanz zwischen Liebenden. Das Bühnenbild ist klar und geometrisch, die Bewegungen der Tänzer abgehackt – nichts ist von dem Überschwang der Liebe zu sehen.
Dabei ist der Beginn ganz vielversprechend: Die Tänzer greifen gegenseitig ihre Bewegungen auf, werfen sich tiefe Blicke zu, tanzen geschmeidig Hand in Hand. Doch dann ändert sich die Musik: Bachs zunächst noch ungestörte Melodien werden von Arvo Pärt auseinandergenommen und mit der Musik zerbricht auch die Liebe. Wo das romantische Ballett in einem hingebungsvollen Pas de deux gipfelt, lässt Thoss diesen zerbröckeln. Ist die Liebe automatisch zum Scheitern verurteilt? Fast scheint es so, doch dann zeigt Thoss letztendlich doch noch einen schwachen Lichtstreifen am Horizont: Ja, die Liebe kann tanzen – auch wenn es nicht immer einfach ist. (T.B.)

Foto © Ismael Lorenzo


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