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Die 47. Internationalen Händel-Festspiele Karlsruhe führen eine bedeutende Tradition fort – mit einem breit gefächerten Programm rund um Händels Geburtstag und unter neuer Künstlerischer Leitung aus den Reihen des Badischen Staatstheaters, bestehend aus Operndirektor Christoph von Bernuth als Künstlerischem Leiter, der Leitenden Musik- und Konzert­dramaturgin Stephanie Twiehaus und Orchesterdirektor Oliver Kersken:

„Die 47. Internationalen Händel-Festspiele stehen unter einem Motto aus der Festspiel-OperRinaldo. Es sind Worte, die zeigen, wie immerwährend der Wunsch nach Frieden ist und dass Händel uns zu allen Zeiten etwas zu sagen hat. „Krieg und Frieden“ im realen Sinn, aber auch ihre Abstraktion zu künstlerischem Wettstreit haben mehrere der diesjährigen Konzert- und Sonderprogramme inspiriert. Auch rufen wir den ersten Internationalen Gesangswettbewerb für Countertenöre „Farinelli“ ins Leben, der junge Sänger aus aller Welt in Karlsruhe zusammenführt; so, wie gemeinsames Musizieren grundsätzlich Grenzen überwindet.

Opernprogramm

Premiere: Rinaldo

Opera seria in drei Akten (1731) von Georg Friedrich Händel

Mit der Zauberoper Rinaldo legte Händel 1711 den Grundstein für seine beispiellose Londoner Opernkarriere: Nicht nur die Rezeptur der Hand­lung – Liebe, Wut und Leidenschaft inmitten phantastischer Szenen­wechsel, feuerspeiender Monster und blühender Zaubergärten – war ein Erfolgsgarant, auch die Musik traf genau den Nerv des Publikums. Zwanzig Jahre später überarbeitete (und komprimierte) der Kompo­nist seine Oper. Diese selten gespielte Fassung machen nun Rinaldo Alessandrini und Hinrich Horstkotte ihrerseits zu einem veritablen baro­cken Bühnenspektakel mit erlesenem Cast, darunter Lawrence Zazzo als Titelheld.

 

Wiederaufnahme: Siroe, Re di Persia

Dramma per musica von Georg Friedrich Händel

Mit einer spannungsgeladenen Folge von Game of Thrones verglichen viele den Politkrimi um Macht und Verrat, Liebe und Eifersucht, der bei den Händel-Festspielen 2024 auch musikalisch sehr gefeiert wurde: „Zum Niederknien“ befand es der SWR. Nun ist die zweite und letzte Chance, diese Episode mit gleicher Besetzung noch einmal zu sehen.

 

Phèdre

Tragédie lyrique von Jean-Baptiste Lemoyne

Eine Verzahnung mit dem Spielplan des Badischen Staatstheaters wird künftig durch die Einbindung einer thematisch passenden Oper des Repertoires vorgenommen. In der tragischen Oper Phèdre von Jean-Baptiste Lemoyne wird im Geiste Jean Racines die glühende Liebe selbst zum Auslöser von (inneren) Kämpfen, Verzweiflung und Tod. 1786 uraufgeführt, wurde die Oper lange in Frankreich gespielt, bevor sie in Vergessenheit versank – und Ende Januar 2025 im Badischen Staatstheater unter der Musikalischen Leitung von Attilio Cremonesi – seit dieser Spielzeit Conductor in residence des Badischen Staatstheaters –  zur deutschen Erstaufführung ge­bracht wird.

Konzertprogramm und Extras

Das Konzertprogramm wird eröffnet mit einem fulminant virtuosen Galakonzert Les 3 Contre-Ténors – Le concours de virtuosité, bei dem die drei Countertenöre Nicolò Balducci, Kangmin Justin Kim und Eric Jurenas zur französischen Verve des Orchestre de l’Opéra Royal de Versailles gegen- und miteinander alles auffahren, was die barocke Oper an Bravour zu bieten hat.

Der Festvortrag der bekannten Musikwissenschaftlerin und Händel-Preisträgerin Silke Leopold greift dezidiert das Festspielmotto auf und schildert, was Händel und sein Schaffen mit diesem Motto verbindet.

Zwei weitere Konzerte stecken die barocke Bandbreite zwischen Krieg und Frieden ab: Battaglia e tempesta macht seinem Titel alle Ehre, denn die musikalische Umsetzung von Schlachten und Unwetter war zu Barockzeiten stets besonders spektakulär. Seit langem gefeierte Größen der Barockszene – darunter Hille Perl (Gambe), Lee Santana (Theorbe), Steve Player (Barock-Girarre) und der wohl bekannteste Barock-Percussionist Michael Metzler – zeigen, wie sehr diese effektvolle Musik bis heute mitreißt.

Demgegenüber steht Arcadia, ein Konzert der „Königin der Blockflöte“ Dorothee Oberlinger mit ihrem Ensemble 1700 in der Evangelischen Stadtkirche, das Arkadien als mythischem Ort des Friedens und der Glückseligkeit nachspürt.

Einen Bezug zu heute bietet die Lesung mit Musik Israel. Ein Dialog: Wie auch in Händels Rinaldo zu erleben, ist die Region des heutigen Israel seit jeher Brennpunkt religiös begründeter Kriege. Welch unlösbarer Konflikt ihnen zugrunde liegt, zeigt ein vor 20 Jahren von Navid Kermani und Natan Sznaider ebenso freundschaftlich wie kontrovers geführter Briefwechsel. Verschränkt mit der Kammermusik Rinaldo a cinque des jungen Basler Alte-Musik-Ensembles Brezza erweist sich dieser Austausch –   gelesen von den Schauspielern Isaak Dentler und Nico Holonics – als ebenso zeitlos wie hochaktuell.

Zum 340. Geburtstag von Georg Friedrich Händel bietet sich in einem Geburtstags-Salon einen ganzen Abend lang in bester Salon-Tradition die Gelegenheit für ungezwungenes Beisammensein, anregende Gespräche und Spontaneität, mit zwei etwa einstündigen Konzertbeiträgen durch das Karlsruher Nachwuchs-Ensemble Studio 16 und das Jazztrio Kordes-Tetzlaff-Godejohann mit einem „Salute to Bach“.

Auch die Deutschen Händel-Solisten begehen ein Jubiläum: Seit 40 Jahren besteht das internationale Spezialorchester, das damals eigens für die Internationalen Händel-Festspiele Karlsruhe gegründet wurde – um mit seinem Instrumentarium und seiner Expertise Händels Werke möglichst authentisch zum Klingen zu bringen.

Die Deutschen Händel-Solisten präsentieren sich auch solistisch in einem Kammerkonzert in der Kleinen Kirche Karlsruhe sowie im abschließenden Festkonzert unter der Leitung von Gastdirigent Gianluca Capuano: Im Zentrum des Programms stehen Arien der schillernden Londoner Diva Francesca Cuzzoni, vorgetragen durch die international nicht minder gefeierte Sopranistin Francesca Aspromonte.

Weit über die Barockmusik hinaus geht das von Presse und Publikum als „Geniestreich“ umjubelte Programm Händel goes wild, in dem Christina Pluhar, ihr exzeptionelles Ensemble l’Arpeggiata, Countertenor Valer Sabadus und Sopranistin Johanna Rosa Falkinger nicht nur ihre vielgerühmte Improvisationsfreude unter Beweis stellen, sondern auch, wie sehr sich Händel für Crossover-Konzerte bis hin zur Einbindung von Jazz eignet.

 

Einzigartiges Novum: 1. Farinelli-Wettbewerb für Countertenöre

Der Künstlername des legendären Kastraten Farinelli steht für eine glanzvolle Epoche, hohe Gesangskunst – und über dem weltweit ersten Internationalen Gesangswettbewerb für Countertenöre, der mit den Internationalen Händel-Festspielen 2025 vom Künstlerischen Leiter Christoph von Bernuth ins Leben gerufen wird. Als Sprungbrett und Plattform für junge Sänger soll der Wettbewerb im Rahmen der Festspiele fest etabliert werden.

Der Wettbewerb wendet sich an Countertenöre aller Stimmfächer unter 35 Jahren und umfasst neben dem historisch bedingten Schwerpunkt auf barocke Partien ausdrücklich auch späteres Repertoire bis in die Musik der Gegenwart. Neben der Vergabe von Auszeichnungen durch eine fünfköpfige Fach-Jury werden auch konkrete Engagements im Konzertbereich angeboten. Die Jury, bestehend aus Max Emanuel Cencic (Countertenor/ Künstlerischer Leiter des Bayreuth Baroque Opera Festival), Bernd Feuchtner (Intendant der Händel-Festspiele Halle), Christian Firmbach (Intendant des Badischen Staatstheaters Karlsruhe), Vivica Genaux (Mezzosopranistin und Gesangscoach), Natascha Ursuliak (Oper Zürich, Casting) entscheidet in zwei – teils für Mitglieder von Hän­del-Gesellschaft Karlsruhe und Gesellschaft der Freunde des Badischen Staatstheaters geöffneten – Vorrunden über die Finalisten.

Ein Großteil der Preisgelder wird aus den Reihen der Händel-Gesellschaft Karlsruhe gestiftet. Als weitere Preise winken Engagements u. a. bei den Internationalen Händel-Festspielen 2026 sowie beim Bayreuth Baroque Opera Festival.

Im Semifinale wird bereits der Sonderpreis Neue Musik vergeben, die Finalisten für den Ersten und Zweiten Preis treten im Abschlusskonzert final gegeneinander an. Dann wird nicht nur der offizielle Sieger gekürt, sondern auch der Nachwuchs- und Publikumspreis verliehen.

Zur Einstimmung auf das Große Finale dieses Wettbewerbs zeigt das Karlsruher Filmtheater Schauburg als neuer Kooperationspartner den Filmklassiker Farinelli, der Kastrat von Gérard Cobiau aus dem Jahr 1994.

 

Händel-Gesellschaft Karlsruhe e.V. und Internationale Händel-Akademie

Die Händel-Gesellschaft Karlsruhe e.V. mit inzwischen über 500 Mitgliedern besteht seit 36 Jahren und versteht sich als Schnittstelle zwischen den Händel-Institutionen in Karlsruhe und mit den Händel-Fans national und international. Mit einem Händel-Jugendwettbewerb fördert sie seit 30 Jahren den musikalischen Nachwuchs aus Baden-Württemberg, der Südpfalz und dem angrenzenden französischen Département. Die Preisträger:innen präsentieren sich und ihre vielversprechenden Talente ganz persönlich im Rahmen des Preisträgerkonzerts im Kleinen Haus.

Auch der Ökumenische Festgottesdienst in Kooperation mit der Evangelischen Stadtkirche bleibt eine feste Größe im Programm der Festspiele. Unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Christian-Markus Raiser erklingen einige von Händels – auch weltlichen – Werken. Der Gottesdienst wird zusätzlich im Livestream übertragen.

Die Händel-Gesellschaft Karlsruhe und das Kuratorium der Händel-Gesellschaft engagieren sich neben dem Preisträgerkonzert auch für den 1. Farinelli-Wettbewerb durch die Übernahme von Preisgeldern. Dazu Prof. Dr. Peter Overbeck, Vorsitzender der Händel-Gesellschaft Karlsruhe: „Die Händel-Gesellschaft begrüßt die fabelhafte Idee eines „Farinelli“-Wettbewerbs. Er gibt dem sängerischen Nachwuchs im typischen Stimmfach der heutigen Barockmusik-Pflege eine Chance, sich vor internationalem Publikum zu präsentieren. Zugleich bereichert der Wettbewerb das Programm der Festspiele in Karlsruhe und darüber hinaus um neue Stimmen. Die Nachwuchsförderung liegt der Händel-Gesellschaft und ihrem Kuratorium am Herzen und so unterstützen wir sehr gerne beim Ausloben von Preisgeldern.“

Außerdem sorgt die Händel-Gesellschaft für zusätzlichen Glanz und Festspielatmosphäre im Theater und in der Stadt u. a. mit Blumenschmuck für die Künstler:innen, Festspielbeflaggung und Händel-Melodien beim Glockenspiel am Marktplatz.

Die Internationale Händel-Akademie beteiligt sich mit einem Symposium, das Bezug zur Premierenproduktion nimmt.

Symposium

„‘Revised, with many additions by the author‘ – Händel als Bearbeiter eigener und fremder Werke.“ So lautet das Motto des diesjährigen Symposiums, an dem unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Seedorf auch Jun.-Prof. Dr. Matthew Gardner, Rinaldo-Regisseur und Ausstatter Hinrich Horstkotte, Dr. Berthold Over & Frau Dr. Teresa Ramer-Wünsche teilnehmen.

Mit Rinaldo gab Händel 1711 seinen umjubelten Einstand als Opernkomponist in London. Bis 1717 wurde das Stück mehrfach wieder aufgenommen, dann wurde es für einige Jahre von anderen Opern verdrängt. Als Händel sich 1731 entschloss, Rinaldo wieder auf die Bühne zu bringen, überarbeitete er die Oper grundlegend und passte Musik und Handlung einem neuen Sängerensemble und der veränderten Erwartungshaltung des Publikums an. Die Neufassung des Rinaldo ist eines von unzähligen Beispielen für die Anpassung einer Oper an neue Aufführungskontexte. Solche Überarbeitungen gehörten zu den Selbstverständlichkeiten einer Zeit, für die die Idee eines in sich abgeschlossenen und unveränderlichen Werks noch nicht existierte. Die Beiträge des Symposiums beleuchten unterschiedliche Bearbeitungsweisen, durch die aus alten Werke neue wurden. Das Programm schließt außerdem ein Mittagskonzert mit ein. Wie in den letzten Jahren richtet sich das Symposium nicht nur an Fachpublikum, sondern an alle Festspielbesucher:innen.

Alumni und Alumnae der Händel-Akademie wiederum sorgen für den Original-Soundtrack inRinaldino – Ein Fantasy-Konzert (nicht nur) für junges Publikum (ab 6 Jahren). In Händels Zauberoper Rinaldo wimmelt es nur so von Rittern, Drachen und Gefahren: Fantasy pur! – und eine Steilvorlage für ein virtuelles Abenteuer, konzipiert von Stephanie Twiehaus und umgesetzt vom Leiter des neuen Bereichs Digitaltheater, Kevin Barz. Diese Kooperation verfolgt das langfristige Ziel, einzelne Nachwuchs-Musiker:innen der Internationalen Händel-Akademie auch in die Festspiele einzubinden.

Service

Der Vorverkauf für ausgewählte Vorstellungen ist bereits gestartet, ab dem 11. November gehen alle Veranstaltungen in den regulären Verkauf (Mitglieder der Händel-Gesellschaft Karlsruhe erhalten ein Vorkaufsrecht).

Tickets können vor Ort beim Kartenservice im K. oder online erworben werden. Die Tageskasse des Staatstheaters befindet sich tagsüber im K., direkt am Ettlinger-Tor-Platz 1.

Das vollständige Programm der Internationalen Händel-Festspiele 2025 ist hier veröffentlicht: https://www.staatstheater.karlsruhe.de/programm/haendel-festspiele/


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