Ethel Smyth gehört zu den derzeit großen Wiederentdeckungen der Musikgeschichte, ihre Oper The Wreckers nimmt vieles von Brittens Peter Grimes voraus. Zur Saisoneröffnung am Badischen Staatstheater kommt das klanggewaltige Werk mit Solist:innen, Chor und Extrachor nun erstmals in Deutschland in der englischsprachigen Fassung auf die Bühne.
Oper von Ethel Smyth
Libretto von Henry Brewster
In englischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Deutsche Erstaufführung der englischsprachigen Fassung
„Die alte Geschichte des Strandrechts ging mir nicht aus dem Kopf“, erinnert sich die englische Komponistin Ethel Smyth in ihren Memoiren, und besonders eine Legende inspirierte sie zu ihrer dritten Oper, für die sie selbst die Libretto-Ideen lieferte: An der rauen Küste Cornwalls lässt eine religiös eingeschworene Dorfgemeinschaft Schiffe durch manipulierte Leuchtfeuer stranden und tötet die Besatzung, um von der Beute zu leben. Ein junges Paar widersetzt sich dieser grausamen Praxis, indem es die Schiffe heimlich warnt – und wird dafür zum Tode verurteilt. Für die eigenen Überzeugungen bedingungslos einzustehen, war wichtig für die Kosmopolitin und Frauenrechtlerin Smyth, die ebenso musikalisch von Gustav Mahler wie für ihre unbestechliche politische Meinung vom deutschen Kaiser geschätzt wurde. International ist auch die Aufführungsgeschichte von The Wreckers: Zugrunde liegt ein französisches Libretto, die Uraufführung fand in einer nicht autorisierten deutschen Version 1906 in Leipzig statt, 1909 brachte Smyth in London die für sie gültige englische Fassung zur Erstaufführung. Mit ihr zeigt nun Regisseur Keith Warner, warum auch ihm dieses Stück schon seit Langem nicht aus dem Kopf geht …
Regisseur Keith Warner, in Karlsruhe bekannt durch seine Inszenierungen von Parsifal, Wahnfried und Elektra, und weltweit an Häusern von Bayreuth bis Tokio tätig, ist seit 40 Jahren von diesem essentiellen Werk fasziniert und sieht darin heute die frappierende Aktualität einer moralisch fragwürdigen Gesellschaft, die auf Kosten anderer Menschen lebt und die Welt zugrunde richtet: „We are the Wreckers“.