Raus aus Hörsaal und Überaum, ab auf die Bühne: Bereits während der Gesangsausbildung erste Bühnenerfahrung sammeln und somit von einer akademischen wie praxisnahen Ausbildung profitieren, das ist Anliegen der Musiktheaterakademie, die vor zwei Jahren gemeinsam vom Saarländischen Staatstheater und der Hochschule für Musik Saar gegründet wurde. Fester Bestandteil dieser Zusammenarbeit: die gemeinsame Musiktheaterproduktion, die jede Saison auf die Bühne kommt.
Nun ist es wieder soweit: Unter dem Titel »Studio Amore« bringen Studierende aus den Fächern Oper und Musiktheater unter der Regie von Ini Gerath gleich drei kurzweilige Miniaturopern zur Aufführung – Premiere ist am Donnerstag, 7. März 2024, 19:30 Uhr in der Alten Evangelischen Kirche St. Johann, drei weitere Aufführungen folgen unmittelbar darauf am 8, 9. und 10. März.
Oper hat nichts mit unserem Alltag zu tun? Dem darf widersprochen werden. Gut, in der Oper werden ein paar Takte mehr gesungen, doch sonst ist eigentlich alles direkt aus dem Leben gegriffen: Es wird nur unwesentlich mehr geliebt, gelitten, gestorben – und trainiert!
In »Studio Amore« performen Gesangsstudent*innen der HfM Saar in drei musikalisch-sportlichen »Exercises« die großen und kleinen Probleme moderner Menschen:
Lucy hält den Weltrekord im Dauertelefonieren in Menottis »The Telephone«, überhört jedoch die verzweifelten Versuche Bens, ihr eine einzige wichtige Frage zu stellen.
Eine delikate Nachricht führt bei Helene und Robert in Hindemiths Miniaturoper » Hin und zurück« zum Eifersuchtsmord im Affekt, der im Rückwärtsgang zwar nicht ungeschehen gemacht, aber zumindest in Frage gestellt werden kann.
Und schließlich gerät ein mehr mit seinem Trainingsgerät als seiner Frau verbundener Meisterboxer in Křeneks »Schwergewicht« von einer absurden Situation in die nächste.
Eine delikate Nachricht führt bei Helene und Robert in Hindemiths Miniaturoper »
Und schließlich gerät ein mehr mit seinem Trainingsgerät als seiner Frau verbundener Meisterboxer in Křeneks »Schwergewicht« von einer absurden Situation in die nächste.
Die höchst amüsanten Spielereien sind Studien der Komponisten auf dem Weg zur großen Form. Křeneks satirischer Einakter mit seinen schmissigen Modetänzen der Zwanziger Jahre und Hindemiths formales, an das damals neue Medium Film angelehnte Experiment, die Handlung inklusive Musik nach der Hälfte rückwärts laufen zu lassen, nehmen Zeitphänomene ihrer Gegenwart auf. Davon inspiriert, setzt Menotti rund zwanzig Jahre später mit »The Telephone«, verschiedene musikalische Stile streifend, die Kommunikationsschwierigkeiten eines Paares in Szene.
Regisseurin Ini Gerath verbindet die drei Werke auf verblüffende Weise zu einem Workout-Opern-Abend, der die Spielfreude der Darsteller*innen und die Lachmuskeln des Publikums trainiert.
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