Im Rahmen des Tanzfestivals STEPS 2022 präsentieren die beiden hervorragenden Choreografen Martin Zimmermann und Kinsun Chan ihre Produktion „Wonderful World“. Evi Hock des Balletloversblog konnte einer Probe beiwohnen und im Anschluss ein paar Fragen an die Künstler stellen.
E.H.: Euer neuestes Stück heisst WONDERFUL WORLD. Wie kam ihr auf diesen Titel gerade in der heutigen Zeit?
M.Z / K.C.: Der Text vom Song „What a Wonderful World“ von Louis Armstrong war ein Anfangspunkt. Wir wollten einen Gegensatz gegenüber unserer skurrilen, absurden, harten Welt, wie sie uns Tag täglich begegnet, kreieren, um beide Seiten zu zeigen, ohne sie zu bewerten.
Entscheidenden Einfluss hatte die instabile Bühne, die für ein anderes Stück vor 10 Jahren von Zimmermann & de Perrot erfunden und gebaut wurde. Martin konnte seine Erfahrungen mit dieser Konstruktion in unsere gemeinsame Produktion einbringen. Mit den 15 TänzerInnen der St. Galler Kompagnie ist eine total neue Inszenierung für das Tanzfestival Steps 2022 entstanden.
Diese spezielle Bühne symbolisiert nahezu perfekt die sich heute ständig verändernde Welt, die ins Ungleichgewicht geraten ist. Diese Instabilität unterstützt das Stück und beeinflusst unsere Dramaturgie, Regie und Choreografie wesentlich.
E.H.: Das Stück beginnt mit einer Party. Was passiert dann?
M.Z. / K.C.: Am Anfang werden skurrile Figuren in einer demokratischen Welt gezeigt, wie sie sich individuell entwickeln und entfalten können. Die verschiedenen Charaktere stellen die TänzerInnen extrem überspitzt dar und zeigen dabei viel von ihrer eigenen Persönlichkeit. Dann kippt diese Freiheit. Die Globalisierung bringt alles durcheinander, die Welt wird immer dunkler und düsterer, militärischer. Die Individualität verschwindet. Die Menschen haben keine Ambitionen mehr, sich selber zu sein, sondern passen sich nur noch an und sind alle gleich.
Zum Schluss bleibt die Hoffnung und die Liebe und besonders der Humor. Der Humor rettet die Welt und kann gemeinsam mit der Kunst und der Bildung eine Waffen gegen die Tyrannei sein.
E.H.: Wie meistern die Tänzerinnen und Tänzer die Balance auf der instabilen Bühne?
M.Z./K.C.: Das Ensemble hat Spass daran herauszufinden, wie es sich auf dieser Bühne bewegen kann. Das bringt eine Kuriosität und Spannung in die Choreografie. Die Bühne lässt sich in fast alle Richtungen bewegen.
E.H.: Diese Produktion ist Eure erste Zusammenarbeit. Wie choreografiert ihr gemeinsam?
M.Z./K.C.: Wir sind beide dreidimensionale Bildermenschen und Quereinsteiger. Es verbindet uns, dass wir beide auch visuell Künstler sind und von der Bühnenkunst kommen. Bei der Konzipierung des Stücks hatten wir eine klare Aufteilung. Grosse Gruppenchoreografien mit seiner St. Galler Kompagnie sind Kinsun‘s Kerngeschäft, Martin‘s Schwerpunkt ist die Schaffung der individuellen Figuren. Es war ein grosses Experiment und Glück, dass alles so gut aufgegangen ist und wir das Stück sehr schnell zusammen choreografieren konnten.
E.H.: Ihr seid Meister der visuellen Effekte. Auf was kann sich das Publikum freuen?
M.Z./K.C.: Wir sind Zauberer und möchten unsere Tricks noch nicht verraten. Dieses Stück hat etwas Mystisches, Surreales, Skurrile, aber auch Poesie und tragisch komischer Humor.
Das wunderbare Licht von Christian Kass trägt dazu bei, dieses Universum mit diesen skurrilen Figuren auf eine komische Art mystisch zu beleuchten. An den Kostümen und Silhouetten haben wir hart gearbeitet, dass jeder individuell und skurril aussieht.
Wir haben eine Lösung gefunden, wie die Welt sein könnte! Eine Welt mit mehr Liebe und Humor.
TOURDATEN UND TICKETS
28.4. – 1.5. Theater St. Gallen Lokremise
4.5. Kurtheater Baden
7.5. TLH -Sierre
10.5. Théâtre du Jura Delémont
15.5. Theater Basel
17.5. Dampfzentrale Bern
20./21.5. Theater Winterthur
Foto: Caroline Minjolle