Traum und Wirklichkeit
Als häufiger Gastregisseur der Opéra national du Rhin inszeniert Robert Carsen Puccinis Tosca und betont dabei die immerwährende Verwechslung zwischen Schein und Sein.
Als Giacomo Puccini im November 1887 das Theaterstück Tosca von Vicotrien Sardou mit Sarah Bernhard in der Titelrolle sieht, erkennt er dessen dramatisches Potential. Mit Hilfe seiner Librettisten Giacosa und Illica komponiert er eine Oper, die ihn eine Vielfalt an Themen ausdrücken lässt; sie kreisen um das, was die Menschen allgemein bewegt: Sex, Religion und Kunst. Das Ergebnis ist ein Werk, das zu den meistgespielten der Welt gehört und ganz von einer Diva bestimmt wird. Diese Figur hat es Regisseur Robert Carsen (der in dieser Spielzeit an der Opéra national du Rhin bereits eine wunderbare Inszenierung von Das schlaue Füchslein lieferte) besonders angetan. „Mit seiner gleichnamigen Heldin hat Puccini ein treffendes und scharfsichtiges Porträt einer Frau gezeichnet, die sich mit Leib und Seele der Bühne verschrieben hat“, lautet seine Erklärung. Da sie ständig auf der Bühne steht, weiß sie nicht mehr zwischen ihrem „Leben als Bühnenkünstlerin und dem realen Leben“ zu unterscheiden. Durch seine Art, den Determinismus des Theaters zu betonen, entwickelt er einen allgemeineren Diskurs über die allmähliche Verwechslung zwischen Wirklichkeit und Fantasiewelt.
Artikel und Video zu La Petite Renarde rusée (dt. Das schlaue Füchslein), inszeniert von Robert Carsen
Weitere Informationen
- [Vidéo] Maria Callas in Tosca im Jahr 1964
- Biographie von Giacomo Puccini auf Symphonik (DE)
- Interview mit Robert Carsen auf France Culture (FR)