Die preisgekrönte Dramatikern Anne Habermehl widmet sich mit Büchners Woyzeck dem Bild eines weiblichen Opfers: Ist dies noch zeitgemäß?
Wer hat nicht Büchners Woyzeck in der Schule gelesen und vom Schicksal der Marie einen Schlag ins Gesicht bekommen? Anne Habermehl widmet sich nun in Karlsruhe diesem Text und vertauscht dabei die Geschlechterrollen.
Woyzeck ist ein einfacher Soldat. Er muss seinem Hauptmann dienen. Um seine Freundin Marie und das gemeinsame Kind durchzubringen, stellt er seinen Körper einem skrupellosen Arzt zu Versuchszwecken zur Verfügung. Die Demütigungen durch den Hauptmann und den Arzt setzen ihm physisch und psychisch zu. Als Marie sich vom Tambourmajor verführen lässt, ersticht Woyzeck sie.
Georg Büchners Text ist eines der berühmtesten und berührendsten Fragmente der Literaturgeschichte. Das Stück basiert auf einem realen Fall. Er wird zur Dichtung durch den revolutionären Ansatz, Sprache nicht nur als schöne Kunst, sondern als Ausdrucksmittel menschlicher Gewalt zu verwenden.
Die preisgekrönte Dramatikerin Anne Habermehl studierte Regie an der Akademie für Darstellende Künste in Ludwigsburg. Sie stellt in ihrer Inszenierung dem kraftvollen Fragment eigene Texte gegenüber, die einen Dialog mit Büchner und seiner Zeit suchen, und die Gewalt- und Machtstrukturen zwischen seinen Figuren im Heute hinterfragen.
Wie hat sich die Struktur und Sichtbarkeit von Gewalt in unserer Gesellschaft verändert, welche moralischen Brüche haben zwischen Büchners und unserer Zeit stattgefunden, ist das Bild des weiblichen Opfers zeitgemäß, wie würden ein Woyzeck, eine Marie, ein Arzt, ein Hauptmann heute handeln?
So kommen im Karlsruhe Debüt der Künstlerin ein Klassiker und zeitgenössische Dramatik zusammen und treten in den Dialog mit der Produktion des Wozzeck von Alban Berg in der OPER.
BESETZUNG
Regie Anne Habermehl
Bühne Christoph Rufer
Kostüme Bettina Werner
Musik Philip Weber
Dramaturgie Eivind Haugland
Theaterpädagogik Benedict Kömpf
Woyzeck Anna Gesa-Raija Lappe
Arzt Antonia Mohr
M Thomas Schumacher
Hauptmann Jens Koch
PRAKTISCHE INFORMATIONEN
- Premiere 2019 / 2020 // Uraufführung
- Ab 15 Jahren
- Dauer: 1h30
- Kooperation mit der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg
- Öffentliche Probe: Am 26.11.2019 I Studio
- Weitere Informationen auf der Webseite des Badischen Staatstheater Karlsruhe: www.staatstheater.karlsruhe.de
- Die Schauspielerin Anna Gesa-Raija Lappe stellt sich Ihnen in unserem Magazin vor:
Foto: Birgit Hupfeld