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Den Buchstaben Gestalt verleihen

Literaturbeflissenen Zeitgenossen dürfte es nicht entgangen sein: Das Stück des Tanztheaters La Liseuse von Georges Appaix, Univers Light Oblique, bezieht sich explizit auf die Typografie und damit auf die Schrift. Wie kam es dazu?

Der Marseiller Choreograf Georges Appaix, der Boss der Tanzkompanie La Liseuse, hat eine besondere Vorliebe für alles Geschriebene. Geradezu monomanisch wortversessen erforscht er dieses Thema seit Langem: Buchstaben, Ausdrucksformen und alles, was man darüber sagen kann, vorausgesetzt, das Ergebnis lässt sich in Gesten umsetzen. Gesten und Bewegungen, die aus dem Klang und dem Sprechen hervorgehen, die ihrerseits von den Wörtern angestoßen werden. In Univers Light Oblique kehrt er zu den Anfängen der Schrift zurück; er erzählt deren abenteuerliche Geschichte von ihrer Erfindung bis zu ihrer modernen Verwendung und erkundet dabei das Alphabet, die Kalligrafie und die Typografie. 
Univers Light Oblique ist quasi ein Epos in Gesten. Sechs Tänzer stellen sich der Herausforderung, diese Geschichte zu illustrieren, indem sie sich den Raum aneignen. Mit diesem Stück hinterfragt Georges Appaix auch die Tanzschrift selbst. Wie beim primären Alphabet, aus dem Wörter und Sätze gebildet werden, geht er von einfachen Gesten aus, um dann zu Bewegungsabläufen, Choreografien und komplexen Einheiten zu gelangen. Außerdem wirft er ein paar Fragen auf: Ist unser Vertrauen zu den Wörtern etwa so groß geworden, dass wir darüber die Sprache vergessen? Hindern uns die Wörter gar am Sprechen? Das sind Fragen, gestische Illustrationen zu einem Text, der endlich für alle lesbar und verständlich wird. (C.B.)

Photo © Marie Acciomato


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