Rasende Rollstühle
Auf ihren komischen Maschinen thronend, bei denen man vergisst, dass es sich um Rollstühle handelt, verleihen die Bandmitglieder von Staff Benda Bilili ihrem Lebenshunger Ausdruck.
Die Entstehungsgeschichte der Band grenzt an ein Märchen: Alles beginnt 1974 in Kinshasa während des legendären Boxkampfs zwischen Muhammad Ali und George Foreman. Ein Musikfestival bringt in seinem Vorprogramm das Beste aus dem Soul und Funk, darunter auch James Brown. In der Nähe der Bühne, in einem für Behinderte vorgesehenen Bereich, sitzen Léon Likabu, genannt „Ricky“, und einer seiner Freunde und verfolgen neiderfüllt das Konzert. Sie wissen: Eines Tages werden sie Musiker sein!
Die Band findet Jahre später zusammen und weist die Besonderheit auf, aus Musikern zu bestehen, die infolge einer Polio-Erkrankung mit einer Körperbehinderung leben. Bei ihren Proben im Zoo von Kinshasa in ihren motorbetriebenen Rollstühlen werden sie von einem Jungen beobachtet. Auf seiner selbstgebauten einsaitigen Laute spielt er in einiger Entfernung, bis zu dem Tag, an dem die Bandmitglieder auf ihn aufmerksam werden. Er heißt Roger, ist körperbehindert und nur 13 Jahre alt. Aber vor allem hat er ein absolutes Gehör.
Der Klang, den er erzeugt, ist ein ganz eigener; von da an prägt er den Sound der Gruppe. Danach geht alles ganz schnell: Vincent Kenis, der Produzent der Congotronics-Reihe, kriegt Wind von der Formation und beschließt sie herauszubringen. Ihr Debütalbum Très Très Fort erscheint 2009; darauf folgt eine triumphale Tournee, die auf dem Festival Les Eurockéennes in Belfort beginnt. Zweifel hatte die Band nie: Sie wusste, dass sie eines Tages Europa und schließlich die Welt erobern würde mit ihrer seltsamen Mischung aus Rumba-Rhythmen versetzt mit Funk, die bei Live-Auftritten unweigerlich Hysterie auslösen. Eine wunderbare Gelegenheit, sie auf der Bühne zu erleben und zu hören, wie sie mit so schöner Überzeugung das Leben bejahen. (E.A.)
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