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Vergnügliches Schauspiel der Unterwelt

Elfriede Jelineks Werk wird in Jan Philipp Glogers Inszenierung zu einer scharfsinnigen und sprachgewaltigen Hymne auf das Altern, die Mode, die Männer und das Leben an sich.

Der schrille Auftritt passt nicht zu Eurydike. Zumindest nicht zu der Klassischen. Doch dieses literarische „Filetstück“ von Elfriede Jelinek überzeugt durch Überraschungen. Das Publikum muss auf sorgfältige und feministische Uminterpretationen klassischer Stoffe gefasst sein. Und so ist ihre Eurydike kein stummer trister Schatten des Jenseits, sondern eine sehr diesseitige, schillernde, und facettenreiche Frau, die ihre Bedürfnisse, ihre Gier, ihre Utopien und ihre Gedanken lauthals kundtut. Und Dosenbier trinkt. Und kaufrauschsüchtig von Bergen von Schuhen, Pelzen und Leder schwärmt. Sie wartet nicht darauf, dass Orpheus sie aus dem Schattenreich holt – zurück in einen goldenen Käfig, in ein beklemmendes Dasein als seine Gattin. Sie will nicht länger Objekt und schmückendes Beiwerk sein. Also sorgt sie dafür, dass Orpheus ihren Zufluchtsort, ihr Frauenhaus im Hades wieder verlässt. Denn er, so beklagt sie sich, trauert in Wahrheit nicht um sie, sondern „weil er sich selbst verloren hat, weil er etwas hergeben musste“, das ihm nicht gehört. Eine sehr widersprüchliche Frau am Beginn ihrer Emanzipation. (M.M.)

Foto © Falk von Traubenberg

 


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