Liebesgesang
Zu live gespielter Musik verklären die Tänzer Hèdi und Ali Thabet und der Zirkusartist Mathurin Bolze das Drama des Liebesdranges
Der Satz, auf den der Titel Bezug nimmt, stammt von René Char und lautet vollständig: „Wir sind genau wie die Kröten, die, in der strengen Nacht der Sümpfe einander rufend und sich nicht sehend, ihren Liebesruf mit der ganzen Fatalität des Universums beschweren.“ Welch Zeichen der Verzweiflung und welch seltsamer Titel für ein Tanzstück, das ausgerechnet von der Hochzeit handelt. Auch wenn die Art und Weise, sich mit dieser Vereinigung auseinander zu setzen, unkonventionell ist: Zwei Männer, der eine davon beinamputiert, und eine sinnliche Frau im Brautkleid feiern, als kämpften sie! Der Titel verdeutlicht bereits die Nichtigkeit jedes Liebesunterfangens, aber auch den unbändigen Liebesdrang. Ein Eindruck, der in diesem Stück, das mal Solo, mal Duo oder Trio ist, noch durch die frontale Präsenz eines Orchesters verstärkt wird, das Rembetiko-Stücke spielt – ein Stil, der sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der griechischen Diaspora in Kleinasien entwickelte – aber auch tunesische Volksweisen und damit für eine schöne Verschmelzung der Kulturen sorgt.
Die 2008 entstandene Choreografie Ali von Mathurin Bolze und Hèdi Thabet scheint das Gegenstück zu Nous sommes pareils à ces crapauds qui… zu sein, und zwar auf eine so intuitive Art, dass beide Stücke inzwischen untrennbar miteinander verbunden sind. In schlichter Form – ein Duo, vier Krücken, ein Stuhl, eine Lampe und ein Rembeitiko – erzählt dieses kurze Stück von einer Begegnung, einer Annäherung, aber auch von der Distanz, die sich einstellt. Und immer steht dabei der Körper im Mittelpunkt. (E.A.)
