Vom 1. bis 5. September 2021 formieren sich am Musikfestival Bern Musiker*innen in unterschiedlichen Konstellationen und bringen ihre Umgebung zum Vibrieren
In rund 20 Produktionen widmet sich die diesjährige Ausgabe des Musikfestival Bern dem Thema «schwärme»: in rauschenden Konzerten, experimentellen Installationen oder wissenschaftlich-musikalischen Diskursen.
Als roter Faden taucht dabei immer wieder der Schweizer Komponist und Organist Michael Pelzel (*1978) auf, bekannt für seine eigenwillige Ausdrucksweise. Intensive Klangballungen sind ebenso Teil seiner Musik wie rhythmisch-metrische Schichtungen, monumentale Ausbrüche stehen neben filigranen und verletzlichen Strukturen.
Pelzel, diesjähriger Composer in Residence des Festivals, steuert fünf Uraufführungen zum Programm bei. Darunter das Eröffnungskonzert «Aus 133 Fenstern» im Hof des PROGR oder das Orgelsolo «…stream of debris…» am Abschlusskonzert «Con Passione» im Berner Münster. Seine Musik tritt dabei mehrmals in Dialog mit Werken des Ungarn György Ligeti (1923−2006) und des Österreichers Georg Friedrich Haas (*1953). Beides Komponisten, die sich ebenfalls mit Klangschwärmen, Mikrorhythmen und Mikrointervallen beschäftigt haben.
Die Schwarmwirkung lässt sich auch individuell und intellektuell erkunden: Die begehbare Klanginstallation «Hummelflug» verwebt Feld- und Laboraufnahmen von Hummeln mit Instrumentenklängen, während bei «swarm_like» visuelle Elemente mit akustischen kollidieren und sich zu komplexen Eindrücken verbinden. Und in der musikalisch- wissenschaftlichen Reihe «Schwarmintelligenz I-IV» stellen eine Biologin, ein Ökonom, ein Neurologe und ein Soziologe eine Verbindung zwischen Musik und Wissenschaft her.
Weitere spezielle Schwarmerlebnisse versprechen 24 Musiker*innen in der Grossen Halle der Reitschule («Joyful Noise in the Dark», Konzept: Julian Sartorius) oder Thomas Kessler und Lukas Bärfuss mit ihrem «Oratorium» für 6 Sänger*innen, Instrumentalquartett, Live- Elektronik und Orgel im Berner Münster. Und nicht zu vergessen der eigens fürs Festival gezüchtete Mückenschwarm, der live in Dialog mit den Celloklängen von Christina Meissner tritt («Insect songs»).
Vermittlung
Das Vermittlungsangebot rund um das Programm taucht dieses Jahr meist dezentral auf: spontane Diskussionen sollen ebenso möglich sein wie das gemeinsame Schwärmen über das Gehörte und Erlebte. Platz dafür bietet «Die Wabe» − während des ganzen Festivals zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten.
Nebst Führungen und Gesprächen vor Ort bietet das Festivalradio eine weitere Möglichkeit, sich mit dem Programm auseinanderzusetzen: An vier Terminen im August und während des Festivals berichtet Radio RaBe jeweils zur Mittagszeit über das Programm, führt Gespräche, beleuchtet Hintergründe und sendet eigene wie auch im Jungreporter*innen- Workshop entstandene Beiträge.
Kultur inklusiv
Seit 2017 ist das Musikfestival Bern Träger des Labels «Kultur inklusiv». Das Festival setzt sich für eine ganzheitliche und längerfristige Teilnahme von Menschen mit und ohne Behinderung am Kulturleben ein. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Inklusion von Menschen mit Seh- oder Hörbehinderungen. So werden dieses Jahr die vier musikalisch- wissenschaftlichen Veranstaltungen «Schwarmintelligenz I-IV» in Gebärdensprache übersetzt. Weiter werden taktile Führungen sowie eine Echolokation angeboten.
Weitere Informationen: www.musikfestivalbern.ch
Foto: Michael Pelzelnov I Manuela Theobald