Blutdiamanten
Brett Bailey erzählt mit Verdis Oper Macbeth von den Konflikten im Kongo und prangert die Ungleichheiten auf dem afrikanischen Kontinent an.
Sein düsterer und brutaler Kosmos hatte am Theater Le Maillon bereits in der vergangenen Spielzeit für Aufruhr gesorgt. Im gleichen Stil wie in seiner Performance Exhibit B greift Brett Bailey mit seiner Kompanie Third World Bunfight hier das Shakespeare’sche Drama auf, das Verdi gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch seine Musik veredelte, um auf eine von den Medien verschleierte Realität im Kongo zu reagieren. Über fünf Millionen Menschen sind in den letzten Jahrzehnten den Kämpfen zum Opfer gefallen, die sich die bewaffneten Milizen in ihrem Bestreben liefern, die Bodenschätze eines Landes unter ihre Kontrolle zu bringen, das unter dem Joch der Weltwirtschaft steht.
Genau wie König Macbeth scheuen sich die Kriegsherren nicht, aus lauter Machtgier zu töten. Genau wie die drei Hexen schüren die korrupten Bergbaugesellschaften einen undurchdringlichen Konflikt. Einfallsreich gelingt es dem südafrikanischen Regisseur, das aktuelle blutige Geschehen im Kongo mit der Lyrik von Verdis Partitur in der adaptierten Fassung von Fabrizzio Cassol zu verbinden. Das italienische Libretto selbst bleibt unverändert und bietet einem „verkleinerten“ Ensemble aus 24 schwarzen Sängern und Musikern mit unglaublicher Bühnenpräsenz – von denen einige selbst Flüchtlinge sind – allen Raum zur Entfaltung. Von Shakespeare über Brett Bailey bis Verdi – es gibt Werke, deren Zeitlosigkeit nicht mehr bewiesen werden muss. (C.T.)
Weitere Informationen
- Interview mit Brett Bailey über Völkerschauen, Blackfacing und den europäischen Blick im Rahmen der Berliner Festspiele
- Ausführliche Kritik zur Macbeth-Aufführung in Wien auf nachtkritik.de
- Rezension im Mail&Guardian (EN)