Im April 1763 waren die Proben zu Rameaus letzter Oper Les Boréades, die im Rahmen einer exklusiven königlichen Feierlichkeit uraufgeführt werden sollte, in vollem Gange, als sie aus ungeklärten Gründen unvermittelt abbrachen und das Werk ungespielt für über zwei Jahrhunderte in Archivtiefen versank. Möglicherweise hatte die Zensur ein Machtwort gesprochen, denn die vorgeblich mythologische Geschichte birgt eine tiefere Ebene, die in dieser Inszenierung offengelegt wird: Der Kampf der Königin Alphise und des Lichtgott-Priesters Abaris gegen die selbstherrlich herrschenden Boreaden ist eine Parabel auf die Macht der Aufklärung, eine Verheißung des Sieges von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und eine Kampfansage an alle Tyrannen dieser Welt. Eine weitere Besonderheit dieser Produktion ist die schon bei Rameau angelegte durchgehende und inhaltlich motivierte Beteiligung der Ballettcompagnie: Als „musikdramatischer Meilenstein“ wurde die Deutsche Erstinszenierung von Rameaus ergreifendem Vermächtnis gerühmt, die 2021 in Oldenburg erfolgte und nun auch in Karlsruhe zu erleben ist.
Tragédie von Jean-Philippe Rameau
Libretto (vermutlich) von Louis de Cahusac
In französischer Sprache mit deutschen und französischen Übertiteln
Karlsruher Erstaufführung
Ab 12 Jahren
www.staatstheater-karlsruhe.de