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Das Lied der Straße

In der Choreografie von Mario Pistoni 1967 an der Mailänder Scala uraufgeführt, greift das großartige Ballett in zwölf Bildern die Handlung von Federico Fellinis Film La Strada und die Filmmusik von Nino Rota auf. 

Eine Stilübung für das Ballett der Opéra national du Rhin und für die Straßburger Philharmoniker. Weitab des Klassizismus äußern sich in dem Werk Fantasie, Poesie und der Neorealismus. Die Filmbilder von La Strada sind Teil unserer kollektiven Vorstellungswelt, und das stilisierte Gesicht von Giulietta Masina, geschminkt als trauriger Clown, verfolgt uns in unseren schlaflosen Nächten. Das Schicksal der naiven und unschuldigen Gelsomina, die von ihrer Mutter an den skrupellosen Schausteller Zampano verkauft wird, spiegelt zugleich das unschuldige Hoffen wie die verlorenen Illusionen eines jeden Lebens wider. La Strada, das im Italien der Nachkriegszeit spielt, kommt als einfache Geschichte daher, führt aber wunderbar eine gescheiterte Gesellschaft vor Augen, die versucht, sich der Modernität anzupassen. Ähnlich einem Märchen, das menschliche Grausamkeit und Poesie vereint, transponiert die Choreographie von Mario Pistoni Fellinis Neorealismus, um ihn sich besser zu eigen zu machen und den versteckten Sinn aufzudecken. Eingebettet in die Bildsymbolik der Welt des Zirkus und der Gaukler, zieht sich Nino Rotas stimmungsvolle und heitere Musik wie ein roter Faden durch den wunderbar-sehnsuchtsvollen Film, der sich vor unseren Augen abspult. Das Bühnenbild in Hell-Dunkel unterstützt die Liebesgeschichte von Gelsomina und Matto, und die Festtagsbilder – idyllisch, aber auch grausam – lassen bisweilen eine Welt bunter erscheinen, in der die Illusionen nur kurze Zeit vorhalten. Bei ihrer Uraufführung erntete Mario Pistonis Choreografie von Federico Fellini und Giulietta Masina großen Beifall. (V.B.)

Foto : Jean-Luc Tangue


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