Franz-Xaver Mayr inszeniert im Theater Basel ein großes Kapitel der Schweizer Geschichte
Inspiriert von Gesprächen mit einem ehemaligen Basler Fremdenlegionär hinterfragt die Dramatikerin Darja Stocker in ihrem neuen Stück die Überzeugungen, für die junge Menschen bereit sind in den Krieg zu ziehen und zu sterben. In einer Inszenierung von Franz-Xaver Mayr.
Reto wird sein Leben lang verstoßen. Von Kindesbeinen an wird er immer wieder fortgeschickt: vom Vater in Basel zur Mutter nach Genf, als Verdingbub von Bauernhof zu Bauernhof. Auf der Suche nach Zuneigung und Anerkennung wird er immer wieder erniedrigt und gedemütigt. Und so findet er sich schließlich auf einem Schiff von Marseille nach Algier wieder, um als Söldner in den Krieg zu ziehen und sein Glück in der Fremde zu suchen. Die Legion suggeriert Zusammenhalt und Sicherheit, bedeutet aber gleichzeitig ein Leben in permanenter Angst. In einer Gerichtsverhandlung wird Reto schließlich zur Rechenschaft gezogen und muss die Qualen seines Lebens Revue passieren lassen.
Das Stück ist inspiriert von Gesprächen der Autorin mit einem ehemaligen Basler Verdingbub und Fremdenlegionär. Sie verbindet diese beiden großen Kapitel der Schweizer Geschichte und zeigt, wie der Protagonist vom Opfer zum Täter wird und die Spirale der Gewalt kein Ende findet. Viele junge Menschen schließen sich auch heute noch freiwillig militärischen Einheiten an, setzen sich auf der Suche nach Sinn, Gemeinschaft und Identität den Gefahren des Krieges aus. Wie in Das große Heft und Der standhafte Prinz, zwei Stücken der Schauspiel-Saison des Theaters, ist hier ein weiterer junger Protagonist bereit, für eine Überzeugung zu sterben, auf der Suche nach Halt und Heimat in widrigen Kriegszuständen.
Nach Nirgends in Friede. Antigone in der Spielzeit 2015/2016 ist dies das zweite Auftragswerk für das Theater Basel der Schweizer Dramatikerin Darja Stocker, die zuletzt mit dem Dramatikerpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft ausgezeichnet wurde. Franz-Xaver Mayr inszeniert nach Romulus der Große von Friedrich Dürrenmatt erneut am Theater Basel.
BESETZUNG
Inszenierung Franz-Xaver Mayr
Bühne Michela Flück
Kostüme Korbinian Schmidt
Musik Matija Schellander
Licht Roland Heid
Dramaturgie Carmen Bach
Reto / Louis Jonas Götzinger
Mutter Ursula Jeanne Devos
Sousofficier Feldmayer, Vater Christian Pascal Goffin
Lieutnant Colonelle Xavier, Bel-Gacem Matthias Luckey
Legionär Joseph David Michael Werner
Legionär Michel Julius Schröder
Legionär Bernd Malte Homfeldt
Anis, Siegfried, Karpf, Hansi und Junge Maximilian Kraus
PRAKTISCHE INFORMATIONEN
- Schauspiel von Darja Stocker und Mohamedali Ltaief
- Premiere 2019 / 2020 // Uraufführung / Auftragswerk
- Ab 14 Jahren
- Zur Inszenierung gibt es ein begleitendes Veranstaltungsprogramm zu den Themen Verdingung und Söldnertum.
- Weitere Informationen auf der Webseite des Theater Basel: www.theater-basel.ch
Bild: Kim Culetto