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Bilder trotz allem

Der große italienische Regisseur Romeo Castellucci setzt sich in Go down, Moses mit der biblischen Figur des Moses und der Frage der Darstellung auseinander, auf bildlicher und auf geistlicher Ebene.

Romeo Castellucci hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Mythen, Figuren und Texte, die der Kultur des Abendlandes zugrunde liegen, neu zu interpretieren (und gelegentlich zu durchbrechen). Nach einer dramaturgischen Bearbeitung von seltener Finesse löst er aus dem Stoff die Quintessenz heraus und bindet sie in ein mächtiges, verstörendes Bildertheater ein, in dem es dem Zuschauer selbst überlassen ist, den Zusammenhang zwischen den offensichtlich disparaten Elementen herzustellen. So setzte er sich kürzlich in Sul Concetto di Volto nel Figlio di Dio (Über das Konzept des Angesichts bei Gottes Sohn) mit dem Christusbild auseinander, mit der Göttlichen Komödie von Dante, davor mit der Reise ans Ende der Nacht von Louis-Ferdinand Céline, mit der Orestie von Aischylos oder auch mit Shakespeares Julius Cäsar. Ein noch nicht erkaltetes Rohmaterial, das er in seine Bestandteile zerlegt und mit den Tabus unserer heutigen Zeit verknüpft, wobei er unaufhörlich die Möglichkeit der Darstellung hinterfragt. Bei Go down, Moses steht die Frage nach der Abbildung erneut im Mittelpunkt. Romeo Castellucci beschäftigt sich hier mit der Figur und der Geschichte Moses‘ und damit, was sie uns heute noch zu sagen hat. Um das Unsägliche zu sagen, stützt er sich auf zwei wesentliche und widersprüchliche „Episoden“: den Brennenden Dornbusch und das Goldene Kalb. Wie immer liefert uns Castellucci ein unergründliches und faszinierendes Schauspiel, das uns bisweilen ratlos zurücklässt, uns immer wieder verblüfft und uns noch lange in Erinnerung bleibt. (S.D.)

Foto © Guido Mencari

 

 

 


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