»Firnis« hat Philipp Löhle für das Saarländische Staatstheater geschrieben, genauer gesagt für Schauspieldirektor Christoph Mehler. Gemeinsam suchte man nach einem Stoff, als Inspiration dienten »Das große Fressen« von 1973, der Film über vier Freunde, die sich in einer hedonistischen Orgie zu Tode fressen, und »Die 120 Tage von Sodom« von Marquis de Sade mit seinen Exzessen voller Gewalt, Sex und Erniedrigung. Entstanden ist ein großes Ensemblestück, das absurd, boshaft und äußerst unterhaltsam eine Gesellschaft zeigt, die sich zwischen Klimakrise und unzähligen weiteren, zwischen Konsumrausch, Armut und Arbeitslosigkeit spaltet in ein Oben und ein Unten: In die, die denken, sie hätten es verdient, oben zu sein. Und die, die es ihrer Meinung nach nicht geschafft haben – Versager, die dem Staat auf der Tasche liegen und die es nun auszumerzen gilt. Sicher geglaubte Werte gelten nicht mehr, wenn der Firnis reißt, der Anstand und Moral vom Animalischem, von Gewalt und Hass trennt. (Gesa Oetting)
Irgendwo in Deutschland ist Leonard Müller irgendwie reingerutscht in die Verschuldung. Wohnung weg, die Familie zur Schwiegermutter gezogen, er selbst lebt auf der Straße. Konstanze und Daniel Wagner nehmen Leonard, Gutmenschen, die sie sind, bei sich zuhause auf. Leben und leben lassen, so lautet die Devise. Doch dann kippt die Stimmung. Die, die denken, sie hätten es verdient, oben zu sein – sie beginnen die zu kontrollieren, die es ihrer Meinung nach nicht geschafft haben.
Firnis, so heißt der dünne Anstrich, der als allerletztes auf ein Gemälde aufgetragen wird, um es vor äußeren Einflüssen zu schützen. Hauchdünn ist diese Schicht, die Menschen von Monstern, Anstand und Moral von Missgunst, Machtgier und Gewalt trennt. Philipp Löhle malt ein bitterböses Bild unserer Gesellschaft – der Firnis bröckelt, und zwar gewaltig.
Premiere
»Firnis«
Komödie von Philipp Löhle | Uraufführung
Freitag, 7. Juni 2024, 19:30 Uhr, Alte Feuerwache
Besetzung
Inszenierung Christoph Mehler
Bühnenbild und Video Stefano Di Buduo
Kostüme Jennifer Hörr
Musik David Rimsky-Korsakow
Dramaturgie Gesa Oetting
Regieassistenz/Abendspielleitung Marie-Lucie Schindler
Mit
Leonard Müller Raimund Widra
Sandra Müller Laura Trapp
Konstanze Wagner Christiane Motter
Daniel Wagner/Oliver, Assistenzarzt Fabian Gröver
Paul Wagner/Robert Schulz Jonathan Lutz
Maja Neumann Anna Jörgens
Frank Gitter Jan Hutter
Papa Buggy Lucas Janson
Karo Fischer Gaby Pochert
Jennifer Hoffmann-Wolf Verena Bukal
Linus: Linus