Was bedeutet Demokratie?
Der uns immer wieder in Erstaunen versetzende Regisseur Romeo Castellucci hat für seine neue Kreation Inspiration in Tocquevilles Werk über die Demokratie in Amerika gefunden und liefert ein beeindruckendes Stück, dessen Bilder sich wochenlang in Ihrem Kopf festsetzen werden.
Schallende Glocken ertönen zu Beginn. Ein ohrenbetäubender Lärm nimmt den ganzen Raum ein; daraufhin erfolgt eine angespannte Stille. Indianer kommen auf die Bühne, diskutieren über den Wert ihrer Sprache und die ulkigen Wörter der Amerikaner. Eine Puritanerin taucht auf; sie gibt ihr Kind weg und stellt daraufhin ihre Art zu Leben und ihren Glauben in Frage… bis es aus ihr herausbricht.
Jedes Bild dieser Inszenierung ist zerreißend, philosophisch. Eine Person oder eine kleine Gruppe sieht sich einem großen Ganzen gegenüber, welches über ihre Zukunft entscheidet. Folklore trifft auf moderne High-Tech-Maschinerie. Nackte Füße stehen vor einem Regiment. Fragen setzen sich im Zuschauerraum neben uns: Wie demokratisch ist eine Demokratie? Wie demokratisch nimmt sie ihren Platz ein und formt eine Gesellschaft? Was passiert mit den Ungläubigen, den Kritikern? Und wo ist der Platz der Religion? Zurück zu den Anfängen der amerikanischen Demokratie, die uns, im Hinblick auf unser heutiges Zeitalter, Gänsehaut bereitet.
Foto: Guido Mencari
Bonus
Romeo Castellucci über seine Kreation (FR)