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Gewagte Inszenierung

Wie bringt man einen Jahrhundertroman auf die Bühne, für den eine solche Adaption nie vorgesehen war? Man holt Regisseur Gernot Plass an Bord.

Eine Bühnenfassung seines Romans konnte sich Alfred Döblin nie vorstellen: die Schicksalsmelodie von Berlin Alexanderplatz sei nicht in ein Theaterstück zu pressen. Doch da kommt Regisseur Gernot Plass ins Spiel. Sein in die Gegenwart versetzter Faust wurde gerade in Wien gefeiert und das Baden-Badener Publikum durfte sich an seiner gewagten Fassung des Homo Faber erfreuen.
Und so kommt nun auch Döblins Jahrhundertroman mit spannenden Simultanszenen und assoziativen Gedankenketten auf die Bühne. Die vielen Randfiguren werden bei Plass von Menschen in grauen Einheits-Uniformen und weiß geschminkten Gesichtern gespielt. Nur Franz Biberkopf fügt sich nicht in die anonyme Masse ein. Seine Isolation in der gesichtslosen Großstadt hat einen Grund: Biberkopf kommt frisch aus dem Gefängnis. Er findet keinen Anschluss, außer unter Kleinkriminellen und so scheitern seine guten Vorsätze schnell. Biberkopf zerbricht am Kampf gegen die Metropole Berlin.
Im Vordergrund der Adaption steht dabei die Sprachgewalt des Textes. Das reduzierte Bühnenbild rückt die Figuren in den Vordergrund, die mit ihrem Nuancenreichtum brillieren. (T.B.)

Foto © Jochen Klenk


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