Die 39. Ausgabe des Festivals Belluard Bollwerk vom 23.6. – 2.7. in Freiburg
Sechsundzwanzig feurige, multidisziplinäre Kunstprojekte laden das Publikum ein, Raum und Zeit durch ökologische, feministische, queere und antirassistische Blickwinkel zu erforschen.
Zehn davon wurden eigens für das Festival kreiert, vier Darbietungen sind Schweizer Erstaufführungen. Zu sehen sind die Projekte in der Forteresse du Belluard, auf der Freiluftbühne Fortunée des Remparts und an diversen Orten in der Stadt und im Kanton Freiburg.
Zwei aussergewöhnliche Schweizer Premieren
Eröffnet wird das Festival am Donnerstag, 23. Juni in der Forteresse du Belluard mit Told by my Mother des libanesischen Choreografen Ali Chahrour. In der erschütternden Tanzperformance, die erstmals in der Schweiz zu sehen ist, zeigt Chahrour wie die Liebe den zerstörerischen Wahnsinn des Krieges überwindet. Am Freitag, 1. Juli findet in der Forteresse du Belluard die Erstaufführung von Carte Noire nommée Désirder in Martinique geborenen Theaterregisseurin Rébecca Chaillon statt. Eine ebenso grosszügige wie kraftvolle Aufführung, die sich mit den noch offenen Wunden der Kolonialgeschichte auseinandersetzt.
Queere und feministische Neuschreibung der Geschichte in der Forteresse du Belluard
Die mittelalterliche Forteresse du Belluard bietet in diesem Jahr mehreren Kunstprojekten ein spannendes Untersuchungsfeld. Folgende Kunstschaffende befassen sich mit der queeren und feministischen Neuschreibung der Geschichte des Mittelalters: das Kollektiv Foulles in Medieval Crack und die Performerin Bryana Fritz in Submission Submission.
Tobias Koch und Thibault Lac kehren ins 16. Jahrhundert zurück und widmen ihr Stück Fool’s Gold der Figur des Harlekins. Das Stück En finir !von Daria Deflorian, Édouard Louis und den Studierenden der Tanz- und Theaterschule Manufacture sowie die Performance Brûler dans la ville von Simon Johannin und Jardin laden zudem dazu ein, sich von den Determinismen der Gegenwart zu emanzipieren. Das Festival bringt mehrere Generationen von Frauen zusammen, die die Avantgarde der elektronischen Musik bilden: Michèle Bokanowski, The Space Lady, Maud Geffray und Nathalie Froehlich.
Aufstrebende Schweizer Kunstszene in der Fortunée des Remparts
Eröffnet wird die Fortunée des Remparts am Samstag, 25. Juni mit Ouverture der Schweizer Choreografin Géraldine Chollet. Auf dieser Freiluftbühne unterhalb des Murtentors, eingeweiht im Jahr 2021, werden multidisziplinäre Darbietungen von Nachwuchskunstschaffenden gezeigt. Im Anschluss an die Lesung von Romy Colombe. K folgt ein Konzert von Magda Drozd. Ludovic Vial ehrt xier Grossmutter, die berühmte Schauspielerin und Sängerin Magali Noël, Manon Wertenbroek und Lorena Stadelmann präsentieren zwei performative Solos und die Cie Pluton zeigt eine Kreation mit einem interstellaren Universum, gefolgt von einem Live-Auftritt der französischen Musiker:in Eloi.
Sinnliche Erkundungen in der Stadt und im Kanton Freiburg
Die Kunstschaffenden empfangen das Publikum an verschiedenen Orten in der Stadt und im Kanton Freiburg. Der Schweizer Musiker Nelson Beer wird in der Kirche des Kollegiums St. Michael ein Live-Konzert geben, bei dem die Rokoko-Architektur des Gebäudes mit der Konvergenz der Musikszenen Europas, Syriens und Armeniens zu hören sein wird. In Alterswil, bei einem Taubenzüchter, zeigen Robin Meier Wiratunga und Stephen Thompson eine Performance mit Brieftauben, einem Tänzer und einer Wissenschaftlerin. Das Kollektiv La Ville en Feu bespielt vom 29. Juni bis zum 2. Juli unter der Sonne und bei Einbruch der Nacht das Grandfey-Viadukt, den Hof der Universität Miséricorde, die Place du Petit-Saint-Jean oder die Esplanade der Loretokappelle.
Residenz- und Vermittlungsprojekte
Das Residenzprojekt Watch & Talk ermöglicht sieben aufstrebenden Künstler:innen aus Chile, Ägypten, Indien, Japan und der Schweiz, das Programm des Festivals zu entdecken. Das Belluard Bollwerk empfängt ausserdem im Rahmen des Jugendmediationsprojekts #nofilter in Zusammenarbeit mit dem Kunstenfestivalsdesarts (BE) zwanzig junge Menschen aus Brüssel und Freiburg.
Weitere Informationen: www.belluard.ch
Foto: Julie Folly