Spiel mit Identitäten
Die frei erfundene Begegnung zweier Frauen und Pionierinnen des 19. Jahrhunderts wirft jenseits des Feminismus die Frage nach Identität auf.
Alle beide waren Ärztinnen, sogar fast zur selben Zeit. Doch während die als Pionierin Anerkennung fand, trat die andere niemals aus ihrem Schatten heraus, auch nach ihrem Tod nicht. Sebastian Barry ersinnt die Begegnung zwischen Florence Nightingale, der Begründerin der modernen Krankenpflege, und der Chirurgin James Miranda Barry. Beide entschieden sich dafür, den Arztberuf in einer Zeit auszuüben, in der dies für Frauen mit großen Problemen verbunden war. Während Nightingale zu ihrer Identität steht, nimmt James Miranda Barry, um studieren zu können, die eines Mannes an und wird sie ihr Leben lang nicht mehr los. Zwei Persönlichkeiten, die ebenso ähnlich wie unterschiedlich sind. Aus der Gegenüberstellung erwächst ein poetischer, kraftvoller, dichter Text, wie das Psyche im Titel erahnen lässt: Es steht nicht nur für die Seele, den Spiegel, sondern ist auch der Name, den James Miranda Barry ihren Hunden gibt… (S.D.)
Weitere Informationen
- Das Magazin Poly im Gespräch mit Julie Brochen (FR)
- Biographie von Julie Brochen auf der Website des TNS (FR)
- Barry zeigt uns sein Dublin auf der Website von Le Monde (FR)
- Kritik des jüngsten Romans von Sebastian Barry in der NY Times (EN)