Die Premiere des Tanzfestivals „The World of John Neumeier“ im Herbst 2022 war ein Publikumsmagnet. Mit „Dornröschen“, einem Lieblingsstück seines Repertoires, knüpft John Neumeier 2023 daran an. In seiner Version des Märchenballetts nach Tschaikowsky und Petipa trifft der Prinz, ein Mensch unserer Zeit, auf Dornröschen – eine Traumprinzessin aus der Ära des klassischen Balletts. Bleibt die Frage: Gibt es ein gutes Erwachen? „Dona Nobis Pacem“, John Neumeiers neueste Choreographie, ist ein Friedensgebet in der Sprache des Tanzes. Denn in „The World of John Neumeier“ ist Platz für die Hoffnung, die alle Kunstliebhaber teilen: Träume können Welten bewegen.
OHNE WORTE
Sommerhauptstadt Europas – das bedeutete auch: In Baden-Baden konnte man sich nicht wirklich aus dem Weg gehen. Wenn hier im 19. Jahrhundert Könige und Kaiser zur Kur weilten, waren die Hotels mit Diplomaten überfüllt. Schon notwendigerweise kamen diese miteinander ins Gespräch. „Der Kongress tanzt“, hieß es einst in Wien. Auch sagt es sich so leicht: „rutschiges diplomatisches Parkett“. Was ist, wenn man diese Metaphern ernster nimmt und zum Tanzen einlädt, wo die Sprache noch nicht hingelangt? Sein ganzes Leben lang hat John Neumeier dem Ballett neue Ausdrucksbereiche erschlossen. In seiner letzten Spielzeit als Intendant des Hamburg Balletts flossen diese Erfahrungen in die Choreographie „Dona Nobis Pacem“ nach Bachs h-Moll-Messe ein. Neumeiers Bach-Ballette sind fast ein Genre für sich. Viele unvergessliche Arbeiten wurden in Baden-Baden aufgeführt. Dem neuesten Werk wird ein ganz anderer Klassiker gegenübergestellt, Neumeiers Ballett „Dornröschen“, dazu weitere Arbeiten auch abseits der Festspielhaus-Bühne. Die ganze Stadt präsentiert sich als Tanzparkett – und macht das Unsagbare zum Thema.