Blinder Gehorsam
Das TNT Theatre nimmt sich des Romanklassikers Die Welle an und zeigt die fatalen Konsequenzen von blindem Gehorsam.
Steckt in jedem Menschen ein Faschist? Könnte die Nazibewegung noch einmal ein ganzes Volk mitreißen? Haben die Menschen nichts aus den furchtbaren Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs gelernt? Ein Experiment an einer amerikanischen Schule in den 1960er Jahren legt das nah. Ein Lehrer will seinen Schülern auf lebendige Art erklären, wie es zum Dritten Reich kommen konnte. Er startet ein Experiment und gründet die Gruppe „Die Welle“, ein totalitäres Mikro-System. Die Bewegung ist gegen alle, die sie ablehnen, sie sprengt Freundschaften und artet letztendlich in psychische sowie körperliche Gewalt aus. Wie wenig es braucht, um den Faschismus wieder aufleben zu lassen, zeigt Paul Stebbings TNT-Theatre mit seiner Umsetzung des Kultromans von Morton Rhue. Ein paar weiße Würfel bilden die Kulisse – eine Highschool im freidenkenden Kalifornien der 60er-Jahre. Fünf Schauspieler stehen auf der Bühne, es sind überspitzte Schülertypen, wie der Streber, der Sportler oder der Außenseiter. An Letzterem zeigt sich am schnellsten mit welcher Verheißung das faschistische Experiment lockt: Akzeptanz und Integration in eine soziale Gruppe. Mit dieser tragischen Figur endet das Stück auch: Als das Experiment scheitert, weiß er sich nicht mehr zu helfen und besorgt sich eine Waffe … Paul Stebbings zeigt eindrücklich, wie fatal es sein kann, jemandem ohne kritisches Hinterfragen zu folgen – sei es in politischer, gesellschaftlicher oder religiöser Hinsicht. Topaktuell, nicht nur in Zeiten von IS und Pegida. (tbr)
Foto © Paul Stebbings
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