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Digital Life

Mit einer Performance zwischen Theater und Elektro-Konzert parodiert pulp.noir unerbittlich unser Leben 2.0 und erschafft eine beängstigende Zukunftsvision.

Welches „Ich“ ist eigentlich das wichtigere? Das reale, das zur Arbeit geht, sich mit Freunden trifft und im Supermarkt einkauft oder das virtuelle, das sich im Chat mit anderen austauscht, Urlaubsbilder hochlädt und alle paar Minuten twittert? Die Performance der Theatergruppe pulp.noir scheint die Frage zu beantworten, indem sie beide Ichs gemeinsam auf die Bühne bringt. Das reale Ich in Form der Schauspieler, die allerdings überwiegend dazu dienen, ihre virtuellen Doppelgänger, die auf überdimensionale Leinwände projiziert werden, zu steuern.
Dabei stellt pulp.noir mit seiner Mischung aus Theater und Elektropop-Konzert das Jahr 2014 als eindringliche Zukunftsvision dar: Aus dem Jahr 1980 blicken die Darsteller auf die Gegenwart. Soweit sieht der eine oder andere unsere Realität des digitalen Zeitalters sicherlich adäquat abgebildet. Doch dann spitzt sich die Lage zu: die Darsteller werden sich der ständigen digitalen Überwachung bewusst und versuchen, ihr Leben aus den Medien zu löschen. Sie schreddern, zerkauen, verbrennen und zerreißen Dokumente – vergeblich. Es kommt zu Protesten, die sich zum Krieg ausweiten – natürlich alles in Echtzeit von den Medien dokumentiert. Doch die Lösung des Konflikts steht uns im realen Leben leider nicht zu: Bevor die Welt zugrunde geht, wird einfach wieder zurückgespult.
Eine rasante und bizarr-surreale Performance, zu nah an der Wirklichkeit, um mit einem Schmunzeln darüber hinweg sehen zu können. (tbr)

Photo © Max Roth

 


Etiketten:Electro - Performance

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