An der nächsten Kreuzung links abbiegen
Stefan Kaegi und sein Kollektiv Rimini Protokoll nehmen die Zuschauer auf einen Stadtspaziergang mit. Ein interaktives Hörerlebnis, in dem es vor allem um die Frage nach dem Verhältnis zur Gruppe und zur virtuellen Welt geht.
Für diese Art Theater braucht man Kopfhörer und festes Schuhwerk. Wie in einem Online-Spiel treffen Unbekannte aufeinander, um eine gemeinsame Umgebung zu erkunden und in ihr zu interagieren. Mit dem Unterschied, dass die Kulisse nicht virtuell ist und die Akteure sie gut kennen: Remote Karlsruhe entführt sie in das wirkliche Leben und die wirkliche Stadt. Eine künstliche Stimme, generiert aus all jenen, die man in Bahnhöfen oder an anderen öffentlichen Orten hört, leitet sie und erteilt ihnen zuweilen ungewöhnliche und ausgefallene Befehle. Sie steuert sie wie ein GPS einen Autofahrer. Zwar ist der Horizont weiter gefasst, aber die Anweisungen sind ebenso starr. Zwei Stunden lang beobachtet man, führt Befehle aus und kommt den anderen, bis dahin unbekannten Mitspielern näher. Die Handschrift Stefan Kaegis ist deutlich zu erkennen: ein Theater, in dem das reale Leben nicht mehr wirklich vom Bühnengeschehen, die Realität nicht mehr von der Fiktion zu unterscheiden ist. Aber anders als Cargo Sofia, Mnemopark oder Bodenprobe Kasachstan ist Remote Basel kein dokumentarisches Theater, sondern ein Experiment am Menschen als Erweiterung der virtuellen Welt. (S.D.)
Foto: Remote Berlin
Weitere Informationen
- Website von Rimini Protokoll
- Kritik des Stücks Remote Berlin in der Nachtkritik
- [Vidéo] Trailer von Cargo Sofia, eine Fahrt im Lastwagen rund um Basel