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Das Korsett der Einsamkeit

Wie wird man in einem Open Space zu einem Nobody? Cyril Testes filmische Peformance präsentiert menschliche Arbeitstiere in einem Käfig aus Plexiglas. 

Arbeit im Büro. Kaffee aus einer brummenden Maschine. Gedämpfte Stimmung im Fahrstuhl. Irgendwo steht eine Topfpflanze herum. „Wie geht’s?“ wird zu einer Vakuum vollen Floskel.
In Cyril Testes Inszenierung ziehen sich die Schauspieler Hüllen einsamer Menschen an und stellen sich der Frage, was passiert, wenn die Energie, das Ich aus maßgeschneiderten Kostümen entweicht. Basierend auf den alarmierenden Texten Falk Richters filmen Kameras den Büroalltag von Managern. Dies wird auf einer Leinwand, direkt über der Bühne, ausgestrahlt. Das Publikum bekommt, dank der Kameras, einen Einblick in die Kulissen der Köpfe der Mitarbeiter und sieht wie sie, peu à peu, scheitern. Der Druck immer eine passende Lösung parat zu haben, keine Schwäche zu zeigen, nie die Nerven zu verlieren, permanent auf Abruf bereit zu sein, vereinnahmt die Personen und sperrt sie in einen Käfig ein. Doch, wie sich daraus befreien? Wie nicht zu einer Maschine werden, die Statistiken und Sitzungszusammenfassungen ausspuckt? Vielleicht durch ein erfülltes Privatleben? Nobody stellt allerdings dar, wie sich dieses in Asche verwandelt. Wie also die Balance halten und sich nicht vom Gott der auffressenden Manager-Arbeitswelt einfangen lassen? Ein Stück, das auffordert, Mensch zu sein. (J.L.) 

Foto © Simon Gosselin


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