Dem Rhythmus verfallen
Mit seinen repetitiven Motiven entwickelt Pianist Nik Bärtsch mehr als eine Ästhetik: Er bekräftigt seine Einstellung zum Leben.
Ob der Schweizer Pianist den wegweisenden Essay von Steve Reich, Music as a gradual process, gelesen hat? Höchstwahrscheinlich ja, so sehr scheint er aus dem Werk des amerikanischen Minimalisten Inspiration für seine schönen repetitiven Loops zu schöpfen – sei es als Solokünstler oder mit Ronin, seiner Formation aus wechselnden Musikern, die er in Anlehnung an den Kampf des einsamen Samurai so getauft hat. Nick Bärtsch kennt sich mit Philosophie, Sprachforschung und orientalischer Kultur aus, aber er weiß auch das Leben zu genießen. Sogar auf die Ostinati von James Brown lässt er sich gerne ein, diese repetitiven Motive, die nahezu eine Schwingung erzeugen und den ihm eigenen Groove verleihen. So entstand auch ein neuartiges Konzept: der Zenfunk, der Jazz und Funk vereint sowie die zeitgenössische Musikkultur, die auf Reich, aber auch auf John Cage zurückgeht. Von letzterem übernimmt Nik Bärtsch in seinen Solostücken das präparierte Klavier für einen verstärkt perkussiven Ansatz. Mit einem angeborenen Sinn für die komplexesten Architekturen verliert er sich gerne in seinen weit verzweigten Rhythmen, wobei er den Hörer bei der Hand nimmt; der ist zwar verwirrt, aber gleichzeitig zutiefst fasziniert von den Räumen, die er – bisweilen wider Willen – erforscht. (E.A.)
Weitere Informationen
– Offizielle Website von Nik Bärtsch
– Nik Bärtsch live beim Festival SXSW
– Interview mit Nik Bärtsch beim World Minimal Music Festival in Amsterdam
BONUS
Playlist mit Stücken von Nik Bärtsch’s Ronin auf Grooveshark