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Verborgen im Dunkeln

Philippe Saire bringt mit seiner neusten Choreografie ein faszinierendes Spiel aus Licht und Schatten auf die Bühne, das die Fantasie beflügelt.

Eine schwarze Bühne, zwei Tänzer, ein einzelnes helles Neonlicht. Doch interessant ist nicht das, was das Licht bescheint, sondern, was es im Dunkeln lässt. Eben noch war ein Gesicht zu sehen, knapp über einem Dreieck aus Armen und Beinen, kurz darauf ist es im Schatten verschwunden und der Zuschauer ist seiner Fantasie überlassen. Es ist ein faszinierendes Spiel aus Licht und Schatten, das Philippe Saire mit Neons – Never ever, oh! Noisy Shadows auf die Bühne bringt. Im Fokus stehen zwei Männer, die in ihrer Beziehung eine schwere Zeit durchmachen. Viele ihrer Gefühle bleiben im Dunkeln, was zu schwer ist auszusprechen, wird in Neonbuchstaben ausgedrückt: „Alles ist vorbei“. Genauso gegensätzlich wie der Kontrast von Hell und Dunkel ist der Tanz der beiden Männer, geprägt von Nähe und Distanz, Liebe und Gewalt. Das eigentlich so kalte Neonlicht wird von Saire so eingesetzt, dass es die Körper und den Raum in facettenreiche Grautöne taucht – filigran und ausdifferenziert, wie eine Bleistiftzeichnung. Der Fokus liegt dabei ganz auf dem Visuellen – ein Weg, den Saire bereits seit seiner Choreografie Black Out von 2011 verfolgt. Die Stille wird immer wieder von dem intensiven Operngesang Maria Callas’ unterbrochen. Saire lässt dadurch die Grenzen zwischen der Bildenden Kunst und dem Tanz zunehmend verschwimmen. Das Ergebnis: Eine Performance von fragiler Schönheit, mit einem energiegeladenen, fast gewaltvollen Unterton, die der eigenen Fantasie den nötigen Raum lässt. (T.B.)


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