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Mit Mes Mains sont plus âgées que moi bekräftigt Danya Hammoud einen choreografische Stil, der untrennbar mit der Frage nach den politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen im Libanon verknüpft ist. Furchtlos bringt der Tanz durch das Erinnerungsvermögen der Körper das Erbe eines Landes mit schwerer Vergangenheit zum Ausdruck. 

„Wir im Libanon sind äußerst begabt darin, uns zu vernichten und gegenseitig umzubringen. Man weiß nicht mehr, wer Opfer und wer Henker ist“, äußerte Danya Hammoud bei ihrem Aufenthalt in Frankreich zu Beginn des Jahres. Bereits in ihrem ersten Stück Mahalli setzte sich die Choreographin 2012 mit dem heutigen Libanon auseinander, der sich durch seine Jugend in Aufbruchstimmung befindet, aber auch geschwächt ist durch das, was geschehen ist und woran sich keiner mehr erinnern will. Unzählige Anschläge und Verbrechen sind in diesem Land verübt worden, das von 1975 bis 1990 im Bürgerkrieg versank.
Danya Hammoud wächst in einem Klima der latenten Gewalt auf und schreibt dem Tanz eine kathartische und befreiende Wirkung zu, imstande, die generationenübergreifenden Spannungen innerhalb der Gesellschaft aufzulösen. Mit Khouloud Yassine und Mounzer Baalbaki bildet sie in Mes Mains sont plus âgées que moi ein kraftvolles Trio. Eben diese kollektive Dimension ermöglicht es, die Frage zu stellen, wie es zu Mord und Totschlag kommt und welche Gründe zu diesem universalen Akt der Barbarei führen. Wie wird man zum Mörder? Wie lebt man mit einem Verbrechen auf dem Gewissen? Die aufgeworfenen Fragen lassen die Grenzen des Libanon hinter sich und starten einen körperlichen Dialog über die Grenzen jedes Einzelnen und die Beziehung zum Anderen. (C.T.)

Foto : Victor Tonelli


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