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Auf Abwegen

Seinem kammerspielartigen Kosmos treu, inszeniert Matthieu Roy das jüngste Werk des deutschen Theaterautors Marius von Mayenburg: Märtyrer. Die Schule gerät darin zu einem angstbesetzten Ort, an dem die Jugend und die Religion auf den Prüfstand gestellt werden.

Der ehemalige Schüler der Schauspielschule des TNS ist groß geworden. Nachdem er beim Festival Premières 2009 auf sich aufmerksam gemacht hatte, kehrt Matthieu Roy mit einer sehr persönlichen Inszenierung von Märtyrer (2012) zurück nach Straßburg. Das Stück stammt aus der Feder von Marius von Mayenburg, einem der derzeit führenden Vertreter des zeitgenössischen Theaters in Deutschland. 

Benjamins Alltag ähnelt dem eines beliebigen Teenagers, doch die Lektüre der Bibel stellt sein bisheriges Leben auf den Kopf und lässt ihn zu einem verblendeten christlichen Fanatiker werden. Im Schwimmbad ist ihm der Anblick von Mädchen im Bikini unerträglich, und die Lehren der Evolutionstheorie kann er nicht akzeptieren. Marius von Mayenburg nimmt sich in seinem Stück eines Konfliktthemas an, das aktueller nicht sein könnte, in einer Zeit, in der der wachsende Einfluss von Extremisten aller Art die Gesellschaft beunruhigt…
Mit der Compagnie Du Veilleur nähert sich Matthieu Roy dem Individuum an; in seiner Inszenierung folgt der Zuschauer Benjamin wie mit einer Kamera auf Schritt und Tritt. Ohne Verschnaufpause folgt eine Szenen auf die nächste und vermittelt, welche Anziehungskraft die Heiligen Worte für einen orientierungslosen Jugendlichen besitzen. Während die Bühne statisch bleibt, trägt die Tongestaltung, bei der die Stimmen der Schauspieler live aufgegriffen und verändert werden, dazu bei, die einzelnen Szenen in den jeweiligen Innenwelten der Figuren zu verankern, sei es in der von Benjamins Mutter oder in der seiner Lehrer. Eine in ästhetischer Hinsicht gelungene Inszenierung, die Marius von Mayenburgs Reflexion über unsere stürmische Epoche an Größe verleiht.
(C.T.)

Foto: Jean-Louis Fernandez


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