Menschliche Inseln
Man sagt: „Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.“ Kann das auch dazu führen, dass Menschen den Rücken zur Gesellschaft drehen? Ein existentielles Schauspiel.
Manchmal hat man einfach genug. Da würde man am liebsten die Tür hinter sich zu machen und fortlaufen. Oder man steht inmitten von Leuten und fragt sich, was man hier eigentlich macht. Dann beginnt das Blut zu wallen und die Frage „Was wäre, wenn ich jetzt einfach alles stehen und liegen ließe?“ beginnt, Form anzunehmen. Dies geschieht auch dem 40jährigen Mann, der sich auf seiner Geburtstagsfeier die Gäste genau ansieht und am liebsten reißaus nehmen würde. Sein Moral-Kumpel ist Molières Alceste, der sich in Momenten der schäumenden Ehrlichkeit über die Menschheit auslässt.
Nicolas Bonneau ergründet in diesem Stück den modernen Misanthropen und hat sich dafür während der Kreation auf die Suche von Menschen gemacht, die sich freiwillig von der Gesellschaft abschotten. Die wie ein zeitgenössischer Jack Kerouac ins Auto steigen und nicht mehr wiederkommen. Die ihre Tür von innen abschließen. Warum dieser Rückzug aus dem lebhaften Leben? Können sie so wirklich das Glück finden oder haben sie es bereits? Ist es eine mutige Entscheidung aus der Gesellschaft zurückzutreten oder zeugt es von Schwäche? All diese Erfahrungen und Erkenntnisse fegen in diesem Theaterstück über die Bühne. Nicolas Bonneau verkörpert jede einzelne Stimme mit Eifer und Interesse. Unterstützt wird er dabei musikalisch von Fannytastic und Juliette Divry, die der Barockmusik ein wenig Pop einverleiben. Ein Zusammentreffen mit modernen Misanthropen und eine Analyse des gemeinschaftlichen Seins. (J.L.)
Nach Le Misanthrope von Molière
Mit Nicolas Bonneau, Fannytastic, Juliette Divry
Foto © Richard Volante
Weitere Informationen
- Die Homepage der Kompanie La Voltige
- Die Homepage von Fannytastic
- Eine Kritik auf contes.blog.lemonde.fr (FR)
