Unpolitisch korrekt
In seinem „unpolitisch korrektem“ Piano-Kabarett singt der Leipziger Satiriker, Poet und Pianist Johannes Kirchberg von den kleinen und großen Quälereien des menschlichen Daseins.
Irgendwie denkt man an Georg Kreisler, wenn Johannes Kirchberg so am Piano sitzt und in melodischem Sprechgesang seine spitzfindigen Texte rezitiert. Seine Sprache hat zwar keinen österreichischen Einschlag, eher einen sächsischen. Doch vieles an der Art, mit der der gebürtige Leipziger das versteckte Spießertum seiner Zeitgenossen aufs Korn nimmt, erinnert an den großen Wiener Satire-Chansonnier. „Ich dagegen bin dafür“ singt er und beschreibt die vielen alltäglichen kleinen und großen Abgründe des widersprüchlichen inneren und äußeren menschlichen Daseins, ungerührt und dennoch irgendwie wohlwollend kommentierend. Seine hintersinnige Darstellung des allenthalben so beliebten Florian-Prinzips oder der weit verbreiteten Schiri-Schuld-Theorie hat eine witzige Leichtigkeit, sein Klavierspiel wirkt selbstverständlich, wie eine Nebensache. Was es freilich nicht ist: Wort und Musik bilden eine untrennbare Einheit und sind sorgfältig eingeübt bei dem Chanson-Kabarettisten, der in der Zeit der Wende ein Musikstudium an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar absolvierte. So ist es auch, wenn er sich Gedanken über die Bürgerwehr im Supermarkt macht, oder einfach über „Wir Männer“. Hier, wie in allen Themen, derer er sich annimmt, räumt er mit festgefahrenen Lügen auf – etwa, dass Frauen keine Männer sind oder dass nur Geld glücklich macht. Bei seinen leichtfüßigen Gedankengängen assistiert ihm eine auf dem Klavier platzierte Karl-Marx-Büste mit Brille und Clownsnase.