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Kammer-Postrock

Als Klang- und Instrumenterforscher blieb Glenn Branca in der Geschichte des Rock zunächst unbemerkt, bis er durch Sonic Youth der Welt seinen Einfluss offenbarte. Ein Theoretiker und Komponist, der die Gitarre in den Mittelpunkt der Harmonien rückt. 

Die Geschichte ist oft ungerecht, weil sie bevorzugt nur die sichtbarsten Vertreter einer Musikrichtung in die Annalen eingehen lässt. So ist es auch Glenn Branca ergangen, der seine ersten musikalischen Schritte zunächst in einer experimentellen Theatergruppe unternahm, bis ihm klar wurde, welche unendlichen Möglichkeiten sich ihm auf seinem Lieblingsinstrument, der Gitarre, boten. Die großen Namen im No Wave waren damals James Chance and the Contorsions, Mars oder Teenage Jesus and the Jerks mit ihrer Ikone Lydia Lunch an der Spitze. 1978 lässt sich Brian Eno von der Welle mitreißen und bringt den Sampler No New York heraus, wobei er Glenn Branca völlig außen vor lässt; dabei spielt dieser in zahlreichen Bands mit, die dem No Wave zugerechnet werden können, insbesondere den Theoritical Girls. Glenn Branca selbst, dem die Experimente, denen er beim Label 99 Records nachgehen kann, mehr am Herzen liegen, sieht über dieses Versäumnis hinweg, indem er die zu „trendige“ Seite des No Wave ablehnt. Er komponiert Sinfonien für E-Gitarren (The Ascension !), erfindet alle möglichen seltsamen Instrumente und beschäftigt sich mit der Harmonielehre, die seiner Meinung nach die Grundlage für jeden Song darstellt. Während seiner fast schon wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit diesen Klängen gründet er sein eigenes Label Neutral Records und veröffentlicht das erste Album von Sonic Youth, deren klangliche Identität stark von Glenn Brancas Arbeit geprägt ist. Obschon eher ein Vertreter der Minimal Music als des No Wave, hat er dennoch zur Entwicklung des Post-Rock, Shoegaze und Noise Rock beigetragen und setzt auch heute noch seine Experimente fort, indem er reichlich auf tiefe Bässe und verträumte Gitarren setzt. (C.B.)


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