Was darf man heute überhaupt noch sagen? Der Luxemburger Autor Guy Rewenig geht dieser vieldiskutierten Frage mit seinem brillanten Monolog „Bärenklau“ nach und legt die Fallstricke unserer Sprache und ihrer Verwendung offen. Für das Théâtre National du Luxembourg hat Frank Hoffmann das Stück mit Barbara Ullmann auf die Bühne gebracht. Nun ist das Stück am 21., 23. und 25. Oktober in der Europäischen Kunstakademie zu erleben.
Lina Mack ist Sensitivity Reader in einem Verlag. Sie ist also dafür zuständig, Stereotype und vermeintliche Verstöße gegen die Menschenwürde in den Texten anzumahnen: keine leichte Aufgabe, zwischen Autonomie der Sprache, Sensibilität gegenüber Minderheiten und aufgezwungener Selbstzensur abzuwägen. Von dieser Herausforderung und über die kniffligen Hintergründe ihres Berufes berichtet Mack ihrem Publikum auf einer Konferenz.
Was dort als humorvoller Einblick in die Verlagswelt von schwierigen Autoren, problematischen Büchern und ihrer Aufgabe als sensibler Lektorin beginnt, entwickelt sich zu einer waschechten Brandrede. Guy Rewenig legt in seinem Text „Bärenklau“ die manchmal absurden, manchmal nachvollziehbaren Fallstricke offen, in die eine heutige literarisch-politische Korrektheit allzu gerne hineintappt. Barbara Ullmann bringt den ganzen wahnsinnigen Kampf um die richtige Sprache als Lina Mack unterhaltsam und pointiert auf die Bühne. Das Publikum wohnt so einer Konferenz bei, die den Anspruch erhebt, die hochfliegenden Rechte des Individuums zu verhandeln und darüber zu entscheiden, was „angemessen“ ist und was sich „gehört“. Nach dem Erfolg am Théâtre National du Luxembourg ist „Bärenklau“ nun auch drei Mal am Theater Trier zu sehen.
Das Luxemburger Wort schrieb treffend über die Premiere: „Rewenigs Text ist pointiert, bissig und spielerisch. Er entlarvt die feinen Grenzen zwischen berechtigter Sensibilität und übertriebener Sprachkontrolle, zwischen Respekt und Einschränkung der Meinungsfreiheit.“ Das Stück mache genau dieses Spannungsfeld erlebbar, Sprache sei ein politisches Schlachtfeld: „Ein Theaterabend, der nachhallt.“
Drei Mal ist der Abend in der Europäischen Kunstakademie zu sehen, jeweils mit einem Nachgespräch im Anschluss an die Vorstellung. Am Dienstag, 21. Oktober, Donnerstag, 23. Oktober, jeweils um 19:30 Uhr und am Samstag, 25. Oktober um 18 Uhr.
Inszenierung: Frank Hoffmann
Mit: Barbara Ullmann
www.theater-trier.de