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„Die Verwandlung“ von Franz Kafka oder ein modernes Gräuelmärchen auf der Bühne des Théâtre National du Luxembourg

 

 

Nach Blumfelds Hund (1992) und der Bearbeitung von Das Schloss (2001) wendet sich Frank Hoffmann zum dritten Mal einem Werk von Kafka zu. In einem Bühnenbild des bedeutenden deutschen Malers Ben Willikens, mit dem Hoffmann zuletzt am Wiener Burgtheater zusammengearbeitet hat.

 

Es gibt solche Tage, da will man einfach nur im Bett bleiben: Dies frühzeitige Aufstehn, denkt Gregor Samsa in Kafkas epochaler Erzählung Die Verwandlung, macht einen ganz blödsinnig. Der Mensch muss seinen Schlaf haben. Doch der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer, nicht nur bei Goya.

Samsas Erwachen „aus unruhigen Träumen“ geht nahtlos in den eigentlichen Albtraum über – der Tuchwarenvertreter muss feststellen, dass er sich über Nacht in ein Insekt verwandelt hat, und zwar eines von der unschöneren Sorte. Und, was ihm zunächst beinahe noch schlimmer erscheint: Er hat verschlafen, den Zug verpasst, die ewige Tretmühle des reisenden Vertreters gleichsam im Schlaf zum Erliegen gebracht. Die Familie, deren einziger Versorger der selbstlos die Schulden des Vaters abarbeitende Samsa ist, reagiert ebenso entsetzt wie der Prokurist seiner Firma, welcher sogleich Betrug wittert.

Der einzige Sohn der Familie wird buchstäblich zum Fremdkörper in der Wohnung, sein Zimmer zur Gefängniszelle und immer mehr zur Müllhalde. Am Schluss stehen Isolation und Vernichtung, der Tod eines Handlungsreisenden und ein bizarres, scheinbar befreiendes Happy End.

Franz Kafkas 1912 entstandene Erzählung Die Verwandlung behandelt den Existenzkampf eines Menschen, der schon vor der Metamor- phose anders war als die anderen – ein Künstler unter Spießern vielleicht, wie Nabokov bemerkt hat, für den einzig die Verwandlung in ein „ungeheueres Ungeziefer“ einen Ausweg aus den verhassten ökonomischen Abhängigkeitsverhältnissen bietet. Dieses moderne Gräuelmärchen erzählt vom erbarmungslosen Blick der Anderen und der graduellen Entmenschlichung des Einen.

Die Rolle des Gregor Samsa übernimmt Fabian Krüger, der nach Stationen am Maxim Gorki-Theater, Schauspielhaus Bochum und Schauspielhaus Zürich zuletzt zehn Jahre lang dem Ensemble des Wiener Burgtheaters angehörte und dort in diversen zentralen Rollen brillierte. Zudem war er in gefeierten Kinofilmen wie Der Sandmann sowie im TV etwa im Tatort zu sehen.


BESETZUNG

Regie Frank Hoffmann
Bühne Ben Willikens
Bühnenbildmitarbeit Bernhard M. Eusterschulte

Kostüme Susann Bieling
Musik René Nuss
Dramaturgie Florian Hirsch

Regieassistenz Mahlia Theismann
Regiehospitanz Laura von Blanckenburg, Christophe Bleser

Mit François Camus, Lili Epply, Maria Gräfe, Fabian Krüger, Ulrich Kuhlmann, Monique Reuter, Annette Schlechter


PRAKTISCHE INFORMATIONEN

  • Premiere 2019 / 2020
  • Weitere Informationen auf der Website des Théâtre National du Luxembourg : www.tnl.lu

 

Foto: Théâtre National du Luxembourg


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