Dmitri Tcherniakov, ein Janáček-Kenner im Opernhaus Zürich
Der gefragte Opernregisseur Dmitri Tcherniakov setzt sich in Zürich mit dem Wunsch nach Unsterblichkeit auseinander. Ist die Idee des ewigen Lebens wirklich so verlockend? Mit der hervorragenden Sopranistin Evelyn Herlitzius in der Rolle der Emilia Marty!
Wenn das ewige Leben die Liebe beerdigt
Den Tod überlisten, unsterblich werden – dieser Traum ist so alt wie die Geschichte der Menschheit. Aber ist es wirklich erstrebenswert, ewig zu leben? Ist es nicht gerade die Endlichkeit, die das Leben erst wertvoll macht? Das jedenfalls erfährt Emilia Marty, an der ein Elixier zur Verlängerung des Lebens ausprobiert wurde – und die seit nunmehr 337 Jahren in wechselnden Ländern unter wechselnden Namen (ursprünglich hieß sie Elina Makropulos) und Identitäten lebt.
Die Wirkung des Elixiers beginnt nachzulassen, und zunächst ist der «Marty», wie die Sängerin auch bewundernd genannt wird, jedes Mittel recht, um an das verlorengegangene Rezept für den Trank zu kommen.
Auch ihre unwiderstehliche erotische Anziehungskraft setzt sie dafür ein. Männer jeglichen Alters verlieren reihenweise den Kopf ihretwegen, während sie selbst emotional vollkommen kalt bleibt. Doch als das Rezept schließlich wieder in ihren Besitz gelangt ist, wird ihr klar, dass sie gar nicht mehr weiterleben will:
«Diese furchtbare Einsamkeit! Überdrüssig wird man des Guten, überdrüssig des Schlechten… Und man spürt, dass die Seele in einem starb.»
Der Komödie Věc Makropulos (Die Sache Makropulos) von Karel Čapek begegnete Janáček 1922. Damals zeigte er sich von der eisigen Kälte der 337-jährigen Schönheit fasziniert, doch im Laufe seiner Arbeit an der Oper entwickelte er Mitleid mit seiner Titelheldin, die so lange hatte leben und ihre unendliche Einsamkeit ertragen müssen.
«Ich möchte, dass am Ende alle sie gern haben. (…) Ohne Liebe geht es bei mir nicht». Janáček
Dmitri Tcherniakov, der in Zürich bereits aufregende Lesarten von Janáčeks Jenůfa sowie von Debussys Pelléas et Mélisande präsentierte, führt Regie. Mit dem tschechischen Dirigenten Jakub Hrůša debütiert ein Janáček-Kenner am Opernhaus Zürich. Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit Evelyn Herlitzius, die das Zürcher Publikum bereits mit ihrer intensiven Darstellung der Elektra in ihren Bann schlug.
BESETZUNG
Musikalische Leitung Jakub Hrůša
Inszenierung und Bühnenbild Dmitri Tcherniakov
Kostüme Elena Zaytseva
Lichtgestaltung Gleb Filshtinsky
Video-Design Tieni Burkhalter
Choreinstudierung Ernst Raffelsberger
Dramaturgie Beate Breidenbach
Emilia Marty Evelyn Herlitzius
Albert Gregor Sam Furness
Vitek, Kanzleivorsteher bei Kolenaty Kevin Conners
Krista, seine Tochter Denis Uzun
Jaroslav Prus Scott Hendricks
Janek Prus, sein Sohn Spencer Lang
Dr. Kolenaty, Advokat Tomas Tomasson
Theatermaschinist Ruben Drole
Putzfrau Irène Friedli
Hauk-Schendorf Martin Zysset
Kammerzofe Katia Ledoux
Philharmonia Zürich
Zusatzchor des Opernhauses Zürich
Statistenverein am Opernhaus Zürich
PRAKTISCHE INFORMATIONEN
- Premiere 2019 / 2020
- In tschechischer Sprache mit deutscher und englischer Übertitelung
- Einführung jeweils 45 Min. vor Vorstellungsbeginn
- Einführungsmatinee am 8. September 2019
- Weitere Informationen auf der Webseite des Opernhaus Zürich: www.opernhaus.ch
Fotos: Monika Rittershaus