Das Weib und die Religion
Das Theater Freiburg arbeitet in Goldmarks vergessener Oper den Konflikt zwischen den Geschlechtern und Religionen heraus.
Der Antisemitismus ist kein einfaches Thema für eine Oper. Das ist sicherlich einer der Gründe, warum Karl Goldmarks 1875 in Wien uraufgeführte Oper Die Königin von Saba selbst zu seinem 100. Todestag auf kaum einem Theaterprogramm erscheint.
Doch das Theater Freiburg traut sich. Regisseurin Kirsten Harms stellt das jüdische Element sogar in den Vordergrund, steigt ein mit einem Video der Klagemauer. Der Chor verkörpert die reine Männergesellschaft Israels – selbst die Chordamen sind daher als Männer verkleidet – und bildet einen extremen Gegensatz zur Königin von Saba im aufreizenden goldenen Glitzerkleid. Während die Welt von Salomons Liebling Assad das orthodoxe Jerusalem ist, scheint die ihn verführende Königin direkt dem glitzernden Showbusiness entsprungen. Die Konzentration auf den Konflikt zwischen Geschlechtern und Religionen macht das Stück auch heute noch aktuell.
Fabrice Bollon betont durch geschickte Kürzungen die üppige und fantasievolle Opernmusik und springt mit dem Philharmonischen Orchester gekonnt zwischen trügerischer Fantasiewelt und moderner Realität hin und her. Die Sänger halten trotz des hohen Niveaus der Partien mit: Vor allem der thailändische Tenor Nuttaporn Thammathi und die Sopranistin Katerina Hebelková überzeugen mit ihrer Präsenz. (T.B.)
Foto © Rainer Muranyi
Weitere Informationen
- Kritik der Badischen Zeitung
- Die Welt über Antisemitismus in der Oper
- Die Badische Zeitung über Kirsten Harms Inszenierung
- Audio-Kritik des SWR