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Das ewig Weibliche

Einzig mit der Tanzkunst seiner vier männlichen Tänzer bewaffnet, bringt Radhouane El Meddeb sämtliche Stereotype über Frauen ins Wanken.

Mit Freude erinnern wir uns an das Stück Sous leurs pieds, le paradis und das fantastische Solo, mit dem Radhouane El Meddebs zu den Klängen des Klassikers der ägyptischen Sängerin Umm Kulthum den Frauen huldigte. Nun kehrt der tunesische Tänzer und Choreograph mit Au temps où les Arabes dansaient, einem Stück für vier männliche Tänzer, auf die Bühne zurück. Auch hier kehrt er die etablierten Geschlechterrollen um und setzt sich mit dem ewig Weiblichen, dem sich auch das ägyptische Kino der 50er Jahre widmete, auseinander und spielt durch die Bewegungen seiner Tänzer auf die unterdrückten weiblichen Anteile an. Die Körper der Tänzer bewegen sich zunächst in einer Reihe, um sich dann daraus zu lösen, neu ineinander zu fügen und sich sinnlich hin und her zu wiegen. Auf diese Weise stellen sie die Verbindung zur Erde und zu den Elementen wieder her. Dass El Meddeb ein Kämpfer ist, wissen wir. Weit weniger gut können wir ermessen, wie viel Mut ihm und  auch seinen Tänzern abverlangt wird, um sich im Tanz dem Kampf zu stellen. Dem Kampf für Würde und Freiheit, in dem es um nichts weniger geht als die Humanität. Dieser Mut, der sich im Bauchtanz manifestiert, verlangt von ihm und auch von den Zuschauern eine radikale Bewusstwerdung. Und das auch dort, wo scheinbar alles gesagt wurde und sich der Gedanke an Subversion längst abgenutzt hat. Und am Ende der Reise steht etwas, das sich nicht mehr unterdrücken lässt, ein angeborener, unbändiger Drang. El Meddeb feiert den Körper an sich, die Begierde und ein Verlangen, das er folgendermaßen beschreibt: „Tanzen zwischen Maßlosigkeit und Entzücken“. (E.A.)

Foto: Agathe Poupeney


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