Barockfans aufgepasst! Arsilda, regina di Ponto von Antonio Vivaldi bringt uns zukünftig durch die verregneten Herbstabende. Eine Produktion mit dem tschechischen Ensemble Collegium Vocale 1704.
Es ist schon eine haarsträubende Verwechslungsgeschichte, die Antonio Vivaldi – oder besser gesagt: sein Librettist Domenico Lalli – dem Opernpublikum in Arsilda auftischt. Tamese soll König von Kilikien werden, doch der junge Mann erleidet Schiffbruch und wird für tot gehalten. Seine Zwillingsschwester kommt offiziell nicht für die Thronfolge infrage, weil nur Männer das Amt antreten dürfen. Also drängt Antipatra, die Mutter der Zwillinge und seit dem Tod ihres Mannes geschäftsführende Königin, kurzerhand Lisea dazu, sich als Mann zu verkleiden und als ihren Bruder auszugeben. Was auch bedeutet, dass Lisea nun mit der pontischen Königstochter Arsilda verlobt ist. Bis der echte Tamese, der das Unglück in Wirklichkeit überlebt hat, wieder zurückkehrt und alles mit einer Doppelhochzeit endet, ergeben sich zahlreiche Verwicklungen.
Antonio Vivaldis 1716 erstmals aufgeführte Oper steht stellvertretend für einen Epochenwechsel in der Kulturszene Venedigs, begünstigt durch den Fortgang Francesco Gasparinis 1713 nach Rom und der Schließung des Theaters San Cassiano. Der in Rom lebende Autor und Dramaturg Pier Jacopo Martello hatte mit seiner Forderung nach einer Abkehr der Oper vom klassischen aristotelischen Drama und der Hinwendung zu mehr unterhaltenden Elementen die theoretischen Grundlagen für einen solchen Wandel gelegt.
Die Aufführung steht unter der musikalischen Leitung von Vacláv Luks, dem Gründer des Prager Barockorchesters Collegium 1704, dessen Aufführung von Josef Myslivečeks Oper LʼOlimpiade bereits in Luxemburg zu erleben war. Luks hat Arsilda, die seit der Zeit Vivaldis nicht mehr aufgeführt worden war, wiederentdeckt und dem Vergessen entrissen.
BESETZUNG
Regie David Radok
Musikalische Leitung Václav Luks
Bühnenbild Ivan Theimer
Kostüme Zuzana Ježková
Licht Přemysl Janda
Choreografie Andrea Miltnerová
Lisea Lucile Richardot
Arsilda Olivia Vermeulen
Barzane Kangmin Justin Kim
Tamese Fernando Guimarães
Cisardo Lisandro Abadie
Mirinda Lenka Máčiková
Collegium Vocale 1704
Orchester Collegium 1704
Produktion: Nationaltheater Bratislava
Koproduktion: Les Théâtres de la Ville de Luxembourg, Théâtre de Caen, Opéra de Lille, Château de Versailles Spectacles, Collegium Vocale 1704
Foto: Petra Hajska