Das Badische Staatstheater Karlsruhe freut sich über eine besondere Auszeichnung: Die renommierte Fachzeitschrift Opernwelt hat Ethel Smyths Musikdrama The Wreckers in ihrem Jahrbuch 2025 zur „Wiederentdeckung des Jahres“ gewählt.
Mit diesem packenden Werk eröffnete das neue künstlerische Leitungsteam die Spielzeit 2024/25 der Oper und präsentierte am Badischen Staatstheater erstmals in Deutschland die englische Originalfassung. Die Produktion in der Inszenierung des Briten Keith Warner und unter der Musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Georg Fritzsch feierte einen großen Erfolg – bei Publikum und Presse gleichermaßen. Aufgrund des großen Interesses und der besonderen Nachfrage ist geplant, diese Opernproduktion im Herbst in der Spielzeit 2026/27 wiederaufzunehmen.
Intendant Christian Firmbach freut sich sehr über die Auszeichnung: „Die Auszeichnung der ‚Opernwelt‘ für The Wreckers als ‚Wiederentdeckung des Jahres‘ erfüllt uns mit großem Stolz. Wir sind sehr glücklich darüber, dass unser Mut Neuland zu betreten, von der Fachwelt in dieser Art und Weise wahrgenommen und honoriert wird. Am glücklichsten macht uns jedoch, dass auch unser Publikum sich so vertrauensvoll auf diese gemeinsame Reise einlässt. Wir freuen uns jetzt schon darauf, in der aktuellen Spielzeit ebenso viele überraschende, außergewöhnliche Werke und ‚Reiseziele‘ zu präsentieren – und begreifen die Auszeichnung als Ansporn, diesen Weg weiter zu beschreiten und den bekannten Stücke-Kanon damit zu erweitern.“
Neben dem Badischen Staatstheater, wo die Oper als Uraufführung der englischen Fassung gezeigt wurde, war das Werk auch auf den Bühnen der Staatstheater Meiningen und Schwerin zu sehen. So unterschiedlich die Interpretationen sein mochten – das ihnen zugrunde liegende hoch expressive und emotionale Werk der englischen Komponistin Ethel Smyth (1858-1944) überzeugte rundum durch seine Zeitlosigkeit und Dramatik. Ethel Smyth gehört zu den derzeit großen Wiederentdeckungen der Musikgeschichte, ihre Oper The Wreckers nimmt vieles von Brittens Peter Grimes voraus.
Die Zeitschrift Opernwelt (Der Theaterverlag, dfv Mediengruppe) kürt in ihrem neuen Jahrbuch die Besten des Jahres. Grundlage sind die Ergebnisse der jährlichen Umfrage unter 39 Kritiker:innen.

Zu The Wreckers
Lyrisches Drama von Ethel Smyth | Libretto von Henry Brewster
„Die alte Geschichte des Strandrechts ging mir nicht aus dem Kopf“, erinnert sich die englische Komponistin Ethel Smyth in ihren Memoiren, und besonders eine Legende inspirierte sie zu ihrer dritten Oper, für die sie selbst die Libretto-Ideen lieferte: An der rauen Küste Cornwalls lässt eine religiös eingeschworene Dorfgemeinschaft Schiffe durch manipulierte Leuchtfeuer stranden und tötet die Besatzung, um von der Beute zu leben. Ein junges Paar widersetzt sich dieser grausamen Praxis, indem es die Schiffe heimlich warnt – und wird dafür zum Tode verurteilt.
Für die eigenen Überzeugungen bedingungslos einzustehen, war wichtig für die Kosmopolitin und Frauenrechtlerin Smyth, die ebenso musikalisch von Gustav Mahler wie für ihre unbestechliche politische Meinung vom deutschen Kaiser geschätzt wurde. International ist auch die Aufführungsgeschichte von The Wreckers: Zugrunde liegt ein französisches Libretto, die Uraufführung fand in einer nicht autorisierten deutschen Version 1906 in Leipzig statt, 1909 brachte Smyth in London die für sie gültige englische Fassung zur Erstaufführung.
Regisseur Keith Warner, in Karlsruhe bekannt durch seine Inszenierungen von Parsifal, Wahnfried und Elektra, und weltweit an Häusern von Bayreuth bis Tokio tätig, war seit 40 Jahren von diesem essentiellen Werk fasziniert und sieht darin heute die frappierende Aktualität einer moralisch fragwürdigen Gesellschaft, die auf Kosten anderer Menschen lebt und die Welt zugrunde richtet: „We are the Wreckers“.
Zur Saisoneröffnung 2024/25 der neuen Intendanz am Badischen Staatstheater kam dasklanggewaltige Werk mit Solist:innen, Chor und Extrachor erstmals in Deutschland in der englischsprachigen Fassung auf die Bühne – klanggewaltig und frappierend aktuell.