Ökonomie vs. Ökologie
Christoph Frick zeigt wie aktuell Henrik Ibsens Stück immer noch ist, ohne es jedoch in die Gegenwart zu versetzen.
Ein Stück über eine geschlossene Gesellschaft aus dem Norwegen des 19. Jahrhunderts am Anfang der industriellen und kapitalistischen Entwicklung, ohne richtige Frauenrollen – auf den ersten Blick scheint Henrik Ibsens Fünfakter mit der heutigen Realität nicht mehr viel zu tun zu haben.
Regisseur Christoph Frick widersteht daher auch der Versuchung Ein Volksfeind in die Gegenwart zu versetzen. Stattdessen arbeitet er das Modellhafte heraus, den Liberalismus und die ökologischen Fragen, die unser Gesellschaftssystem auch heute noch prägen.
In einer Kleinstadt an der norwegischen Küste macht der Kurarzt eine folgenschwere Entdeckung: Das Wasser des Heilbads ist verseucht. Die wirtschaftlichen Folgen dieser Entdeckung könnten verheerend sein, also was tun: die Angelegenheit öffentlich machen oder unter den Tisch kehren?
Und siehe da, die Thematik hat sehr wohl auch heute noch eine Relevanz: Gibt es einen Kompromiss zwischen Ökonomie und Ökologie? Ist die Wahrheit wichtiger als die Interessen der Allgemeinheit?
Frick braucht Themen wie Fracking oder den NSA-Skandal nicht auf die Bühne zu bringen, um die Aktualität des Stückes zu betonen. Im Gegenteil. Schließlich ist auch das eine Essenz aus Ein Volksfeind – was nicht ausgesprochen wird, hat das höchste Explosionspotenzial. (T.B.)
Foto © Maurice Korbel