Im September feiert zum Auftakt der Spielzeit Roberto Scafatis beeindruckende Neuinterpretation von „Schwanensee“ Premiere im Großen Haus. Behutsam holt der Ballettdirektor den bekannten Stoff in die Gegenwart, ohne dabei die zeitlose Eleganz vermissen zu lassen.
„Schwanensee“ ist das wohl bekannteste Ballett der Welt. Die meisten haben gleich weiße Tutus und Spitzenschuhe vor Augen, denken sie an die Umsetzung von Pjotr Tschaikowskys traumhafter Musik. Roberto Scafati, der mit seiner Company zuletzt in Ägypten mit „Bab(b)el“ den ersten Preis des Cairo International Festival for Experimental Theatre gewonnen hat, verbindet den klassischen Stoff mit der Gegenwart. Der Konflikt der Schwäne wird beibehalten, aber anhand Heranwachsender erzählt, die Mut und Selbstvertrauen noch finden müssen.
Siegfried ist jung und flüchtet sich gerne in Fantasiewelten. Bis ihn seine Mutter an seinem Geburtstag mit der Realität des wahren Lebens konfrontiert. Plötzlich verschwimmen Wirklichkeit und Fantasie und er trifft auf das verzauberte Schwanenmädchen Odette, die unter dem Bann des Zauberers Rotbart steht. Nur der Schwur ewiger Liebe kann sie von diesem Fluch befreien. Mit ihrer Doppelgänderin, der bösen Odile, will Rotbart die Verlobung Siegfrieds und Odettes verhindern.
Mit Kostümen von klassischer Eleganz, federleicht schwingenden Applikationen und seiner ganz eigenen Tanzsprache erzählt Scafati mit „Schwanensee“ die Melange aus europäischen Märchen und lädt dazu ein, die Handlung um moderne Perspektiven zu ergänzen und die musikalische Fantasiewelt Tschaikowskys anders zu füllen. Vielleicht mit einem unsicheren, aber mutigen Siegfried und einer starken Odette, die sich auch selbst vom bösen Fluch befreien kann.
Roberto Scafati holt den Ballettklassiker in die Gegenwart und verbindet die zeitlos-schöne Musik von Tschaikowsky mit einer Geschichte über das Erwachsenwerden, in der sich ein Junge in der Welt der eleganten Schwäne verliert und eine jungen Schwänin aus den ihr auferlegten Zwängen ausbrechen will. So erweitert Scafati den Klassiker um eine weitere Dimension, verliert dabei aber nie die den Blick für die seit über einhundert Jahren immer wieder faszinierende Vorlage. Diese neue Erzählung trifft die Offenheit des Originals auf wunderbare Weise.
Inszenierung und Choreografie: Roberto Scafati
Musikalische Leitung: Wouter Padberg
Bühne: Mona Hapke
Kostüme: Adriana Mortelliti
Dramaturgie: Elisa von Issendorff
Mit: Beth Andrews, Francesco Aversano, Loïc Aymé, Sofia Emanuela Cappelli, Isabella Di Liello, Laura Evangelisti, Emy Mårtensson Liljegren, Damien Nazabal, Morgan Perez, Giorgio Strano, Madhav Davide Valmiki, Vasco Ventura und dem Philharmonischen Orchester der Stadt Trier