Kommunikation und Identität heute: Von dieser uns alle existenziell definierenden Frage handelt das neue Stück von Eva Baumann
Für ihre Auseinandersetzung mit den Spiegelungen des Ich hat die Grenzgängerin zwischen den darstellenden und bildenden Künsten einmal mehr eine frappierende Visualisierung gefunden.
Der „Tänzerchoreographin“, wie sie sich nennt, kommt dabei erkennbar ihre langjährige künstlerische Beschäftigung mit dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft zugute. Mit Personne oder Fräulein Irgendwer legt sie einmal mehr den Finger in die Wunde und zeigt gnadenlos den zentralen Widerspruch unser Social Media-Kultur auf: Der Wunsch, unser Inneres, das Eigentliche, das Echte und Wahre zum Ausdruck zu bringen, steht in fundamentalem Gegensatz zu dem gewählten Mittel – der Selbstinszenierung. Dieses Dilemma steckt bereits in ihrem vieldeutigen Titel. Denn auf Französisch bedeutet „personne“ ebenso Person wie auch Niemand – oder Irgendwer.
Als Medium von Baumanns, im doppelten Wortsinn, Reflexion fungieren vorab gedrehte Videosequenzen, die auf einen doppelseitigen Bildschirm in der Raummitte projiziert werden und mit denen sie live interagiert. Es treffen sich der gefilmte Blick in die Kamera und der Blick auf den Film. Ein vielfach gebrochener Dialog zwischen Ich und Wunschbild entsteht. Zusätzlich platzierte echte Spiegel fügen multiple Perspektiven für das sich frei im Raum bewegende Publikum hinzu. Auf raffinierte Weise changieren so Illusion und Reales, Privates und Öffentliches, Ego und Image.
Personne oder Fräulein Irgendwer ist eine Produktion von eva baumann tanz/produktionen, gefördert vom Kulturamt der Stadt Stuttgart und dem LaFT Baden-Württemberg aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.
Praktische Informationen
- Uraufführung
- Von 18:00 Uhr bis 22:00 Uhr
- Weitere Informationen: www.ftts-stuttgart.de
- Die Website von Eva Baumann: www.evabaumann.art
Foto: Daniela Wolf